Homophobie-Alarm

U-Bahn-Fahrer wollte Pride-Besucher aus U4 werfen

09.06.2024

Ein U-Bahn-Fahrer der Wiener Linien wollte Besucher der Regenbogenparade am Samstag wegen ihrer freizügigen Outfits aus dem Zug werfen und sorgt damit im Pride Month für einen handfesten Skandal.

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© oe24
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Bereits seit 1996 unterstützen die Wiener Linien den Pride Month und setzen heuer unter anderem mit 390 Regenbogen-Flaggen sowie einem U-Bahn-Würfel in Regenbogen-Farben aktiv ein Zeichen für Vielfalt, Solidarität und gegen Diskriminierung. "Diskriminierung hat bei den Wiener Linien keinen Platz, wir stehen für Vielfalt und Respekt" " ist auf der Website des Öffi-Betriebs zu lesen. Um so unverständlicher ist es, dass  ausgerechnet ausgerechnet am Tag der Regenbogenparade in der U-Bahn zum Eklat kam.

Bitte aussteigen!

Als Höhepunkt des Pride Months ging am Samstag die Regenbogenparade über die Bühne. 340.000 Menschen feierten am Wiener Ring ausgelassen und demonstrierten für mehr Rechte der LGBTIQ-Community. Unter den Besuchern war auch eine bunte Gruppe, die sich mit der U4 auf den Weg in die Innenstadt machen wollte. Die Herren der Runde waren dem Anlass entsprechend mit Hotpants sowie knappen Netz- und Ketten-Tops bekleidet. Dem U-Bahn-Fahrer waren die Outfits offensichtlich zu freizügig, denn als die Gruppe in Unter St. Veit zustieg verweigerte er die Weiterfahrt. 

"Ride without pride"

Der Fahrer verließ darauf seine Kabine und forderte die knapp bekleideten Herren samt Kinderwagen dazu auf, die U-Bahn zu verlassen: "Bitte steigen sie aus". Die Outfits würden gegen die Hausordnung der Wiener Linien verstoßen und zudem könnten sich andere Fahrgäste belästigt fühlen. Auf der in den Stationen ausgehängten Hausordnung war davon freilich nichts zu lesen. Der Tatbestand der "Erregung öffentlichen Ärgernisses" dürfte wohl nicht erfüllt sein. Es entwickelte sich eine hitzige Diskussion, einer der Betroffenen drohte sogar damit, die Polizei zu rufen. "Sie sind homophob", lautete ein Vorwurf. Der U-Bahnfahrer zeigte sich unbeeindruckt und bestand darauf, dass die Pride-Besucher den Zug verlassen.

Fahrgäste solidarisch

Auch unter den Fahrgästen, die den Vorfall mitbekamen, regte sich Unmut. Allerdings nicht wegen der knappen Outfits, sondern wegen der erzwungen Fahrtunterbrechung und des intoleranten Verhaltens des Fahrers. "Bitte fahren sie einfach weiter, dass kann ja nicht sein" und "jeder kann anziehen was er will" wurde etwa in Richtung des Fahrers gerufen. Eine Dame verwies auf den Slogan "we ride with pride", der auf den Anzeigetafeln zu lesen war.

© Tobi Bauer

Nachdem sich immer mehr Fahrgäste solidarisch zeigten und auf den Chauffeur einredeten, gab dieser klein bei und setzte die Fahrt fort. In der Station Braunschweiggasse verssuchte der U-Bahnfahrer noch einmal erfolglos auf die fassungslose Gruppe einzureden. Spätestens als sich die U-Bahn in der Station Längenfeldgasse mit einer Massen an Pride-Besuchern füllte, die teilweise noch freizügiger unterwegs waren, dürfter der U-Bahn-Fahrer endgültig aufgegeben haben.

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