Die Überfälle fanden innerhalb eines Monats statt.
Der sehr ungewöhnliche Fall wurde am Donnerstag vor dem Wiener Landesgericht verhandelt. Ein Vater soll seinen 14-jährigen Sohn dazu angestiftet haben gemeinsam mit einem Freund (16) innerhalb eines Monats sieben bewaffnete Raubüberfälle zu begehen. Der 34-Jährige wurde wegen Bestimmung zum mehrfachen schweren Raub und für einen von ihm selbst verübten Überfall auf eine Tankstelle in Perchtoldsdorf zu acht Jahren Haft verurteilt.
Der zu den Tatzeitpunkten 14-Jährige - er ist mittlerweile 15 - erhielt dreieinhalb Jahre Haft, davon ein Jahr unbedingt. Der 16-Jährige, der im Unterschied zu den beiden anderen Angeklagten von Anfang an ein Geständnis abgelegt und wesentlich zur Wahrheitsfindung beigetragen hatte, bekam zweieinhalb Jahre, davon zehn Monate unbedingt. "Wir haben es hier mit Schwerstkriminalität zu tun", betonte die vorsitzende Richterin Katharina Adegbite-Lewy in der Urteilsbegründung.
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Alle drei Beteiligten wurde der Prozess gemacht. Der 34-Jährige soll bei den beiden Jugendlichen aufgrund seiner extrem schlechten finanziellen Situation - er verdiente als Angestellter eines Kebab-Lokals 500 Euro monatlich - die Jugendlichen zu den Taten überredet haben. Die Pistolen samt Munition, Sturmhauben und das Fluchtfahrzeug stellte er ihnen zur Verfügung. Er soll den Burschen, die fünf Trafiken und zwei Tankstellen ausraubten und dabei insgesamt 5.625 Euro erbeuteten, auch diverse Ratschläge erteilt haben - etwa genau auf die Hände der Angestellten zu achten, um sicherzugehen, dass diese keinen Alarmknopf betätigten. Auf die konkreten Raub-Termine solle man sich in WhatsApp-Video-Calls geeinigt haben.
Mit Fleischermesser in Tankstelle
Die Angeklagten hätten sich "gegenseitig motiviert und angestachelt", meinte der Staatsanwalt zu Beginn der Verhandlung. Der 34-Jährige wusste insofern Bescheid, wie man bei einem Raubüberfall vorzugehen hat, als er im März 2018 mit einem Fleischermesser eine Tankstelle in Perchtoldsdorf überfallen hatte. Damals war ihm mit einer Beute von knapp 1.900 Euro unerkannt die Flucht geglückt. Er verlor dabei jedoch einen Schal, mit dem er sich bei dem Coup vermummt hatte. Aufgrund eines DNA-Gutachtens konnte ihm dieses Faktum nun auch zugeordnet werden, sodass er wegen achtfachen Raubes geradezustehen hatte.
Anfangs wählten der 34-Jährige und sein Anwalt eine Verantwortung, die Nikolaus Rast, der Rechtsbeistand des 16-Jährigen, als "Komödie" bezeichnete. Der Vater behauptete, die beiden Jugendlichen hätten ihn "dazu gebracht, das zu machen", wie dessen Rechtsvertreter bemerkte. Der 16-Jährige legte dagegen ein umfassendes Geständnis ab. Er und der 14-Jährige würden sich seit Kindheitstagen kennen und hätten gemeinsam "mit Matchboxautos gespielt", sagte Verteidiger Rast. Sein Mandant sei von den beiden anderen im Frühjahr "in die Sache hineingezogen" worden: "Er wollte nach dem ersten Faktum aufhören. Die beiden anderen haben ihm zugeredet. Er war so blöd, weiterzumachen."
Im Verlauf der Verhandlung änderten der 34-Jährige und sein Sohn ihre Verantwortung und legten ebenfalls Geständnisse ab, nachdem eine Schöffin den Vater direkt angesprochen hatte: "Warum ziehen Sie Ihren Sohn da so hinein? Ich würde alles tun, um ihn so weit wie möglich herauszuhalten." "Es tut mir schrecklich leid", bemerkte der 34-Jährige am Ende kurz, ehe sich der Senat zur Urteilsberatung zurückzog. Umfangreicher und durchdachter fiel das Schlusswort seines 14 Jahre alten Sohnes aus. "Ich möchte mich bei allen Opfern entschuldigen. Wir haben nicht wirklich nachgedacht. Erst in der Haft haben wir realisiert, was die Opfer erlebt haben. Wir hätten das früher realisieren sollen. Dann hätten wir es nicht gemacht."