Der Ex-KNB-Chef Alnur Mussayev schließt einen Selbstmord Alijevs aus.
Alnur Mussayev (60) war Chef des kasachischen Geheimdienstes KNB und Vorgesetzter von Rakhat Alijev, der am 24. Februar in seiner Zelle tot aufgefunden wurde. Beide sollen in den Mord zweier Banker im Jahr 2007 verwickelt sein. Über seinen Anwalt Martin Mahrer (Bild) führte ÖSTERREICH das Gespräch mit Mussayev, der in Wien in U-Haft auf den Prozess wartet – über Alijevs Tod, Mordmotive und eigene Schuld.
ÖSTERREICH: Alijev ist tot, die Justiz geht von Selbstmord aus. Was ist Ihre Meinung?
Alnur Mussayev: Ich habe ihn jahrzehntelang gekannt. Er würde sich nie umbringen. Für einen Selbstmord gibt es kein Motiv.
ÖSTERREICH: Wurde Alijev vom kasachischen Geheimdienst KNB bis Wien verfolgt?
Mussayev: Er wurde von den Geheimdiensten immer gesucht. Da er sich selbst um seine Sicherheit kümmerte, schafften sie es nicht, ihn zu beseitigen.
ÖSTERREICH: Wer hätte Interesse daran, Alijev zu töten?
Mussayev: Viele Mächte haben Interesse daran, ihn zu töten, nicht nur die kasachische Seite.
ÖSTERREICH: Wann sahen Sie ihn zuletzt, wie ging es ihm?
Mussayev: Während einer Einvernahme. Er war optimistisch und sicher, dass er freigesprochen würde. Alijev war eher der Kämpfertyp.
ÖSTERREICH: War er für den Tod der Banker verantwortlich?
Mussayev: Ich bin fest überzeugt, dass Alijev nicht in den Mord verwickelt ist, das wird der Prozess auch zeigen.
ÖSTERREICH: Und Sie selbst?
Mussayev: Die Vorwürfe sind von der Justiz frei erfunden.
ÖSTERREICH: Sie sollen aber via Skype gesagt haben, den Fundort der Leichen zu kennen …
Mussayev: Ich habe mit einem Bekannten geredet, der immer sagte, Kontakt zum KNB zu haben. Seit dem Tod erschienen immer wieder Artikel in Kasachstan über die Toten. Darüber sprachen wir. Es ist für mich entlastend.
ÖSTERREICH: Wie sicher fühlen Sie sich in Untersuchungshaft?
Mussayev: Ein absolutes Gefühl der Sicherheit kann man nirgends haben.
Jochen Prüller