Primär abhängig von der Qualität der Versorgung von Menschen mit Depressionen.
Die Suizidrate ist in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten gesunken. Das liegt vor allem an der verbesserten psychosozialen Versorgung. Abhängig ist sie primär von Qualität der Betreuung von Menschen mit Depressionen, erklärten Montagabend Experten bei einem vom Pharmakonzern Lundbeck organisierten Hintergrundgespräch in Wien.
Österreich liegt nach ehemals traurigen Spitzenrängen im europäischen Vergleich mit etwa 13 Selbsttötungen pro 100.000 Einwohner und Jahr (Zeitraum: 2007 bis 2011) derzeit im europäischen Mittelfeld, betonte der Wiener Psychiater Nestor Kapusta. 2012 gab es 1.275 Suizide, mehr als doppelt so viele Todesfälle wie im Straßenverkehr. Männer haben ein dreifach höheres Risiko für den Suizid als Frauen. Überdurchschnittlich hoch ist die Häufigkeit in der Steiermark, in Kärnten und in Oberösterreich. Vor allem dürften mehr Aufmerksamkeit der Ärzte für depressive Patienten, mehr Hilfsangebote und die modernen, wirksamen und nebenwirkungsärmeren Antidepressiva zu der Entwicklung beitragen haben. Allerdings - so Kapusta - zeigt sich bei den Suizidraten in der jüngsten Vergangenheit eine Plateaubildung.
"Besonders gefährdet sind Menschen, die unter einer psychiatrischen Erkrankung leiden. Hier wiederum besonders - da auch zahlenmäßig am häufigsten - jene Patienten, die unter einer Depression leiden", sagte Christian Haring, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie B im Landeskrankenhaus Hall in Tirol. Freilich, die Dichte der versorgungswirksamen (Kassen-)Psychiater ist in Österreich offenbar gering. Laut Haring gibt es in ganz Österreich nur rund 140 Psychiater mit Kassenvertrag. In Wien sind es, wie der Chefarzt der Psychosozialen Dienste (PSD), Georg Psota vergangenes Jahr beklagte, nur etwa 20. Das bedingt auch lange Wartezeiten für Termine bei diesen Fachärzten.