15 Jahre Haft kassierte der 21-jährige Raphael S. wegen versuchten Mordes. Er hatte einen U-Bahn-Fahrgast wegen einer Nichtigkeit fast tot geprügelt. In der U-Haft konvertierte er zum Islam. Und hat ein neues Feindbild: Ungläubige.
Wien. Das mehr als bedenkliches Detail, dass der 21-Jährige, dem vom Gerichtsgutachter eine kombinierte Persönlichkeitsstörung attestiert wurde, jetzt den Glauben gewechselt habe, wurde am Rande des Prozesses gegen den jungen Wiener bekannt.
Er soll sich im Gefängnis mittlerweile abfällig über "Ungläubige" äußern und wäre wohl auf dem besten Weg zum religiösen Fanatiker, wurde aber zusätzlich zur noch nicht rechtskräftigen Haftstrafe auch zum Aufenthalt in einem forensisch-therapeutischem Zentrum verurteilt. Denn, so Gerichtspsychiater Peter Hofmann: Die Persönlichkeitsstörung wäre "nachhaltig und anhaltend" und derart gefährlich, dass dass ohne begleitende therapeutische Maßnahmen nach seiner Entlassung "mit Kapitalverbrechen zu rechnen ist".
Brutale Attacke in der U3.
Verknackt wurde der junge Intensivtäter, der "jedem, der schräg schaut, von ihm eine ins Gesicht kriegt" nicht nur wegen der brutalen Eskalation in einem Waggon der Linie U 3 im Jänner - sondern auch wegen dreier weiterer brutaler Attacken kurz davor: So verprügelte er in der Silvesterwoche einen Mann, der seiner Freundin nachgeschaut hatte. Einem anderen verpasste er einen Fausthieb, weil der ihm keine Zigarette abgab. Das letzte Opfer, der Chef einer Ex-Freundin, hatte sich in seinen Augen zu sehr in sein Privatleben eingemischt - und verweigerte eine Aussprache mit ihm.
Auf den U-Bahn-Fahrgast, einen 62-jährigen Trafikanten war Raphael S. gesprungen, "wie man einen Luftballon zerplatzen will", meinte die Staatsanwältin. Damit habe er billigend den Tod des Opfers in Kauf genommen, was ihm die Anklage bzw. Verurteilung wegen Mordversuchs einbrachte.