Ausgrabungen

Wiener U5-Baustelle: Römische und mittelalterliche Reste entdeckt

07.10.2020

Bei den Bauarbeiten stieß die Stadtarchäologie auf fast 2.000 Jahre alte Objekte.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/GEORG HOCHMUTH
Zur Vollversion des Artikels
In Wien sind bei Grabungen an der künftigen U5-Station "Frankhplatz" Reste aus fast 2.000 Jahren Stadtgeschichte entdeckt worden. So wurden von der Stadtarchäologie Fundamente unter anderem eines römischen Gebäudes sowie mittelalterliche Keller freigelegt. Auch Mauern der - vergleichsweise jungen, aber ebenfalls bereits verschwundenen - Alser Kaserne sind dort derzeit zu bewundern. Zu den bemerkenswertesten Einzelfunden gehört ein römisches Gefäß zur Käseproduktion.
 
Im Bereich des Platzes bzw. der Alser Straße wird schon seit einiger Zeit gewerkt. Bevor dort eine Station für die neue U5 errichtet wird, ist die Stadtarchäologie am Zug. Deren Chefin Karin Fischer-Ausserer und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler präsentierten am Mittwoch die bisherigen Entdeckungen. Dass der Vorstoß so ergiebig war und auch zahlreiche römische Strukturen zutage förderte, war demnach nicht unbedingt zu erwarten.
 

Behältnis zur Käseherstellung

Bekannt war bisher nur, dass dort einst ein Weg vom Legionslager Vindobona zu den römischen Ziegeleien im heutigen Hernals führte. Dass sich auch die Lagervorstadt bis dorthin erstreckte, ist eine neue Erkenntnis. Entdeckt wurden eine Art Gewerbegebiet - also Reste römischer Öfen, die wohl von Töpfern verwendet worden waren, Pfostenfundamente, die vermutlich von Überdachungen stammen und Mauern. Letztere sind etwas älter und stammen laut Grabungsleiter Martin Mosser aus dem 3. Jahrhundert. Die Öfen hingegen dürften im 1. Jahrhundert in Betrieb gewesen sein.
 
Zu den spannendsten Einzelfunden gehört ein römisches Keramikgefäß. Dass es Löcher aufweist, liegt nicht am schlechten Zustand der Objekts. Vielmehr handelt es sich um ein Behältnis zur Käseherstellung, die Öffnungen waren nötig für die Produktion. Auch viele andere Objekte wie Kacheln, Scherben und Knochen wurden ausgegraben. Sie füllen nun rund 70 Bananenkisten. Gefunden wurden viele der Gegenstände zum Beispiel in mittelalterlichen Kellern, die lange nach der Römerzeit errichtet und später zugeschüttet wurden. Auch Fundamente der dazugehörenden Häuser der einstigen Vorstadt vor dem Schottentor hat man geortet.
 

Überreste vom Archäologenteam aufgedeckt

Das Areal lag nach dem Bau der Wiener Stadtmauern im 16. Jahrhundert in der Nähe des Glacis - also dem freien Feld vor dem Festungsgraben. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dort dann die Alser Kaserne errichtet. Sie stand bis 1912. Überreste der imposanten Mauern des Komplexes sind vom Archäologenteam ebenfalls aufgedeckt worden. Zumindest Teile dieser Ziegelmauern sollen konserviert und dauerhaft sichtbar gemacht werden.
Zur Vollversion des Artikels