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Knalleffekt

Wiens Heumarkt-Turm wird NICHT gebaut!

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SPÖ-Gemeinderat Woller berichtete über Kompromiss nach Gesprächen mit Investor. 

Das umstrittene Hochhaus, das am Wiener Heumarkt errichtet werden soll, wird nun doch nicht kommen. Das hat der SPÖ-Abgeordnete und Landtagspräsident Ernst Woller - er wurde von Rot-Grün zuletzt zum Heumarkt-Beauftragten ernannt - am Freitag verkündet. Dies sei ein Kompromiss, der in den Gesprächen mit Investor Michael Tojner erzielt worden sei, hieß es.
 
Die heutige Lösung soll das Prädikat Weltkulturerbe für das historische Zentrum Wiens erhalten. Details zum neuen Projekt wurden noch nicht genannt. Ursprünglich hätte der Turm 66 Meter hoch werden sollen, wobei in der ersten Version der Pläne sogar ein 73 Meter hohes Gebäude vorgesehen war. Im Zuge des Baus soll das gesamte Areal, auf dem sich das Hotel Intercontinental, der Eislaufverein und das Konzerthaus befinden, revitalisiert werden.

"Projektentwickler ist uns sehr entgegengekommen"

"Ich betone, dass der Projektentwickler uns sehr entgegengekommen ist. Er hätte das nicht müssen." - Das versicherte der SPÖ-Abgeordnete Ernst Woller in seiner Rede im heutigen Gemeinderat. Die Wertinvest werde auf den Turm verzichten, dafür jedoch die entfallende Kubatur möglicherweise in anderen Bereichen realisieren. Im Raum steht nun etwa eine Erhöhung des Hotels.
 
Das Kompromissangebot sehe aber jedenfalls vor, dass die für den Eislaufverein geplante Fläche nicht verkleinert wird, wie der SPÖ-Politiker betonte. Der Vorschlag sei am heutigen Freitag an das Bundeskanzleramt gegangen, mit der Bitte an Weiterleitung an die UNESCO. Woller skizzierte auch die weiteren Schritte: Der Entwickler wird ein neues Projekt ausarbeiten, wofür er jedoch eine "gewisse Zeit" brauche. An die UNESCO bzw. ICOMOS ergehe die Einladung, die Pläne zu prüfen.
 
In einer Aussendung wurde auf "zahlreiche Gespräche" mit dem Bauwerber verwiesen. Der Turm wird jedenfalls "im Sinne der Empfehlungen" von UNESCO und ICOMOS nicht umgesetzt, hieß es darin. Weiters wird klargestellt: "Für das neue Hotel- und Kongressgebäude, welches das bestehende Gebäude aus den 1960er-Jahren ersetzen soll, wird eine Erhöhung gegenüber dem derzeitigen Gebäude nicht ausgeschlossen." Immerhin sollen die technischen Aufbauten wie Lüftungsanlagen in das Objekt integriert werden, womit eine "harmonische Silhouette der Dachlandschaft" geschaffen werden soll.
 
Das UNESCO-Welterbezentrum habe sich in einer ersten Reaktion positiv geäußert, wurde in der Aussendung beteuert. Woller hielt aber auch fest, dass bei einer Ablehnung das derzeitige Projekt verwirklicht werden könne. Denn das Bauvorhaben sei laut Angaben der Behörde "bewilligungsfähig", wobei zum jetzigen Zeitpunkt kein rechtsgültiger Bescheid von der Baubehörde ausgestellt werde. Zu klären sei etwa noch, wie mit der allfälligen Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung umzugehen ist. Tatsächlich beschäftigt sich der Verwaltungsgerichtshof derzeit mit diesem Thema.
 
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) versicherte via Aussendung, dass der Erhalt des Welterbestatus für das historische Zentrum Wiens "oberste Priorität" habe. Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) sprach von einem "wichtigen Schritt", der mit dem Verzicht auf die Realisierung des Turms gelungen sei.
 

Wertinvest hält sich Hochhaus-Variante als Plan B offen

 
Die Wertinvest hat am Freitag bestätigt, dass man in Sachen Heumarkt für eine Alternativvariante zum bisher geplanten 66-Meter-Hochhaus zur Verfügung stehe. Gleichzeitig betonte der Projektbetreiber allerdings, dass man - falls keine Lösung zwischen Stadt und UNESCO zustande kommt - auf Basis der bestehenden Planungen den Turm sehr wohl realisieren könne.
 
Die Wertinvest habe die Stadt Wien im gesamten Verlauf der bisherigen Verhandlungen mit der UNESCO unterstützt und sei auch jetzt bereit, den Abgleich eines Alternativszenarios durch die Stadt Wien mit der UNESCO abzuwarten, "sofern unser Rechtsanspruch davon unbeeinflusst bleibt", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA.
 
Allerdings: "Sollte sich jedoch bis Herbst 2020 keine Lösung konkret abzeichnen, müssen wir auch im Interesse des Wiener Eislaufvereins, des Hotels Intercontinental und des Konzerthauses dringend die bestehende Planung weiterverfolgen, für die wir bereits den Genehmigungsprozess durchlaufen und die nach der Wiener Bauordnung bereits bewilligungsfähig ist", betonte Daniela Enzi, Geschäftsführerin der Wertinvest Hotelbetriebs GmbH. Explizit hingewiesen wurde bei dieser Gelegenheit darauf, dass für das Heumarkt-Vorhaben "eine Flächenwidmung, ein rechtsgültiger Bebauungsplan, sowie ein städtebaulicher Vertrag mit der Stadt Wien" vorlägen.
 

Reaktionen

Landtagspräsident Ernst Woller: „Die Verträglichkeit der Entwicklung von Millionen-Metropolen mit ihrem Status als Weltkulturerbe ist eine Herausforderung, für betroffene Städte wie für die UNESCO selbst. Für Wien bedeutet das einerseits, die längst notwendige Entwicklung des Heumarkt-Areals sicherzustellen, andererseits eine welterbekompatible Kompromisslösung mit dem Projektentwickler sowie UNESCO und ICOMOS zu finden.“
 
 Bürgermeister Michael Ludwig: „Der Erhalt des Welterbestatus für das historische Zentrum Wiens hat oberste Priorität für die Stadt. Gleichzeitig – ebenso unbestritten – ist es notwendig, dass der Bereich um den Heumarkt saniert und entwickelt wird, um insbesondere die Existenz des Eislaufvereins, aber auch das Konzerthaus, nachhaltig abzusichern.  Mit einer Attraktivierung und Aufwertung des gesamten Grätzels und einer Durchwegung, also der Möglichkeit, das Areal zu durchqueren, die damit für eine deutliche Verbesserung sorgt. Eine Lösung, die im Spannungsverhältnis von Bewahrung und Entwicklung als richtungsweisend anzusehen ist.“
 
Vizebürgermeisterin Birgit Hebein: „Wie ich seit meinem Amtsantritt betont habe, ist es die oberste Prämisse, eine Lösung zu finden, die im Einklang mit dem Weltkulturerbe steht und städtebauliche Qualitäten für die Wienerinnen und Wiener bereithält. Dazu zählt der Erhalt des Eislaufplatzes, genauso wie die Freiraumgestaltung oder die Durchwegung zum Konzerthaus. Mit dem Verzicht auf die Realisierung des Turmes ist uns ein wichtiger Schritt gelungen. Jetzt ist die UNESCO am Zug.“
 
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