Juristischer Atomkrieg zwischen zwei der schillerndsten Clans von Wien.
Corona sorgt jetzt für einen Rechtsstreit, wie ihn Wien wohl noch nie gesehen hatte. Die Kontrahenten: Auf der einen Seite die Familie Querfeld, die vor 44 Jahren den damaligen Schutthaufen neben dem Burgtheater übernahm und daraus das bekannteste Café Wiens machten – das Landtmann ist mittlerweile rund um den Globus bekannt.
In der anderen Ecke des Rings: Die Karl Wlaschek Privatstiftung, die das Erbe des verstorbenen Billa-Gründers – eines guten Bekannten von Landtmann-Chef Berndt Querfeld – verwaltet.
Wlaschek-Stiftung bringt jetzt Räumungsklage ein
Mietstreit. Das Drama begann schon im ersten Lockdown im Frühjahr: Weil ein Betretungsverbot für die 2.000 Quadratmeter Mietfläche inklusive Beletage im Ringstraßenpalais bestand, forderte Querfeld im Interesse des Überlebens eine Reduktion der monatlichen Miete – ein „hoher fünfstelliger Betrag pro Monat“, so Querfeld. Die Wlaschek-Privatstiftung verweigerte das, ebenso ihre Tochterfirma Amisola, die Querfeld auch das Café Mozart vermietet. Seit 3. November ist wieder zu – und Querfeld will um jeden Preis den Mietpreis reduzieren, „weil das gesamte Unternehmen mit 95 Mitarbeitern in existenzieller Gefahr ist“.
„Es wurden alle Gespräche verweigert, man bot mir eine Videokonferenz mit Personen, die keinerlei Verhandlungspoivoir haben. Dann hat die Wlaschek-Privatstiftung Mietzinsklage und jetzt eine Räumungsklage eingebracht“, erklärt Querfeld, der festhält: „Das bekämpfen wir bis zum Obersten Gerichtshof, wenn es nötig ist.“ Star-Anwalt Alfred Nemetschke riet dem Cafetier, „den Fehdehandschuh“ aufzunehmen.
"Ein Frontalangriff auf Wiens Kaffeehauskultur"
Querfeld tobt: „Das Argument der Vermieter, dass die Pandemie die Nutzbarkeit von Cafés nicht einschränkt ist fast eine Form der Coronaleugnung. Diese gesamte Vorgehensweise ist sehr befremdlich und stellt für mich einen direkten Angriff auf die Wiener Kaffeehauskultur dar.“
Die Vermieterseite erklärte auf ÖSTERREICH-Anfrage: „Wir geben Medien gegenüber grundsätzlich keinerlei Stellungnahmen ab.“
"Karl Wlaschek würde sich jetzt im Grabe umdrehen"
Landtmann-Chef Berndt Querfeld über seinen Corona-Kreuzzug.
ÖSTERREICH: Was bedeutet die Klage der Wlaschek-Stiftung für Sie?
Berndt Querfeld: Das Lebenswerk meiner Familie ist in Gefahr. In 44 Jahren haben wir aus einem Schutthaufen ein internationales Spitzen-Café gemacht. Wir sind in existenzieller Gefahr.
ÖSTERREICH: Gibt es keine Chance auf Verhandlungen mit der Wlaschek-Stiftung?
Querfeld: Sie haben sogar einen Mediator abgelehnt. Karl Wlaschek (Anm. Billa-Gründer), den ich persönlich gut kannte, würde sich im Grabe umdrehen. Da ist eine namenlose Stiftung, der alles egal ist, solange das Geld stimmt.
ÖSTERREICH: Warum ist dort niemand mit Ihnen verhandlungsbereit?
Querfeld: Ich weiß es nicht. Schauen Sie mal, wie viele Traditions-Standorte heute H&M-Filialen oder Mäcis sind. Das ist offenbar einträglicher, wenn man Wiener Traditionsbetrieb einfach rauswirft. Aber ich kämpfe weiter.