Bürgermeisterbüro verzichtet auf Illuminierung des Christbaums am Samstagabend.
Die traditionelle Eröffnung des Christkindlmarkts am Wiener Rathausplatz am Samstagabend ist wegen der Terroranschläge in Paris kurzfristig abgesagt worden. Das teilte das Büro von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) in der Früh der APA mit. Wann das feierliche Einschalten der Christbaumbeleuchtung nachgeholt wird, war noch unklar.
Häupl wollte die Illuminierung gemeinsam mit dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) vornehmen. Der mit rund 1.000 LED-Lichtern aufgeputzte Baum beim "Adventzauber" vor dem Rathaus stammt heuer aus der Tiroler Gemeinde Pfunds (Bezirk Landeck).
Wiener Rathaus schwarz beflaggt
Bürgermeister Häupl spracht den Franzosen die Solidarität der Wiener aus: "Wir sind tief bestürzt und fassungslos angesichts der furchtbaren Ereignisse in Paris. Unsere Gedanken sind bei den vielen Opfern in Paris, ihren Angehörigen und bei allen Menschen in Paris," sagte Bürgermeister Michael Häupl am Samstag. Er hat seiner Amtskollegin Anne Hidalgo, der Bürgermeisterin von Paris, bereits kondoliert. Das Rathaus wurde schwarz beflaggt.
"Die Wiener Stadt- und Landesregierung spricht der Pariser Bevölkerung und ihrer Stadtregierung ihr Mitgefühl und ihre volle Solidarität aus," so Häupl, "unser Einsatz und unsere Verantwortung gelten im Angesicht der feigen Anschläge umso mehr der Freiheit, dem Frieden und der Weltoffenheit Wiens und aller freien Städte."
Der Christkindlmarkt wird zwar wie geplant in Betrieb genommen, es wird aber keine feierliche Eröffnung geben.
Konzertsaal BATACLAN: Mindestens hundert ToteMindestens vier schwer bewaffnete, unmaskierte Männer stürmen während eines Rockkonzerts in das Gebäude und eröffnen das Feuer. Dabei schreien sie "Allah Akbar" ("Gott ist groß"). Es folgt eine fast dreistündige Geiselnahme in dem Konzertsaal am Boulevard Voltaire.
"Ich habe sie ganz klar zu den Geiseln sagen hören 'Hollande ist Schuld, euer Präsident ist Schuld, er hat nicht in Syrien einzugreifen.' Sie haben auch über den Irak gesprochen", berichtet der 35-jährige Augenzeuge Pierre Janaszak später. Ein anderer sagt: "Die Typen sind gekommen, sie haben am Eingang begonnen zu schießen."
Die Polizei stürmt den Konzertsaal kurz vor 0.30 Uhr, der Einsatz ist gegen 01.00 Uhr beendet. Hundert Menschen sind tot, darunter vier Angreifer. Drei von ihnen haben sich mit einem Sprengstoffgürtel selbst in die Luft gesprengt. Der vierte, der auch einen solchen Gürtel trägt, wird von Polizeikugeln getroffen und beim Fallen explodiert auch sein Sprengstoff.
Fußballstadion STADE DE FRANCE: Mindestens vier ToteFast zeitgleich zum Angriff auf den Konzertsaal ereignet sich um 21.20 Uhr in der Umgebung des Stadions im Norden von Paris eine erste Explosion. Dort soll nächstes Jahr im Juli das Finale der Fußball-Europameisterschaft stattfinden und nicht weit davon, in Bourget, soll am 30. November die große, internationale Klimakonferenz abgehalten werden. Es folgen weitere Explosionen, eine in der Nähe eines Fast-Food-Restaurants.
Präsident Hollande, der bei dem Fußballspiel Frankreich-Deutschland am Freitagabend ebenso anwesend war wie der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), wird sofort in Sicherheit gebracht. Die Ein- und Ausgänge zum Stadion werden abgeriegelt.
Vier Menschen werden bei der Detonation getötet, darunter drei Angreifer, die wie im Bataclan Sprengstoffgürtel zünden.
RUE DE LA FONTAINE AU ROI : Mindestens fünf ToteWenige hundert Meter vom Bataclan entfernt ist die Terrasse der Pizzeria "La Casa Nostra" das Ziel eines Anschlags. Fünf Menschen werden durch Schüsse aus einer automatischen Waffe getötet, wie der 35-jährige Augenzeuge Mathieu berichtet. "Es waren mindestens fünf Tote um mich herum, andere auf der Straße, überall Blut." Ein anderer Zeuge sieht "einen schwarzen Ford Focus", aus dem geschossen wird.
BOULEVARD VOLTAIRE: Ein ToterNach Angaben aus Justizkreisen gibt es auch dort einen Angriff mit einem Toten. Später heißt es, ein Attentäter habe auf dem Boulevard Voltaire seinen Sprengstoffgürtel zur Explosion gebracht und sei tot.
RUE ALIBERT/Rue Bichat: 14 ToteEtwas weiter nördlich kommt es an der Ecke der Straßen Bichat und Alibert zu Schüssen auf der Terrasse des Restaurants "Le Petit Cambodge". Dort werden 14 Menschen getötet. "Es war surreal, alle lagen am Boden, niemand bewegte sich", erzählt eine Augenzeugin.
RUE DE CHARONNE: 18 ToteÄhnliche Szenen spielen sich etwas weiter östlich in der Rue de Charonne ab, wo 18 Menschen getötet werden. Ein Mann berichtet, er habe "zwei, drei Minuten" lang Schüsse gehört. Nach seinen Angaben waren ein Cafe und ein japanisches Restaurant das Ziel der Schüsse.