Neue Studie
Wiener Öffis sind drittbeste Europas
18.02.2010
Am besten fährt man öffentlich in Helsinki und München. Zagreb: Mangelhaft.
In einem europäischen Vergleichstest haben der ÖAMTC und seine 15 europäischen Schwesterclubs die öffentlichen Verkehrsmittel von 23 Großstädten gegeneinander antreten lassen. Das Ergebnis für den österreichischen Kandidaten Wien ist mit Platz drei erfreulich. Besser sind nur die Öffis in Helsinki (Platz zwei) und München (Platz eins), so das am Donnerstag veröffentlichte Ergebnis. Zagreb erhielt als einzige Stadt ein "sehr mangelhaft".
"Sehr mangelhaft": Zagreb
Reisezeit,
Umstiegsmöglichkeiten, Information und Ticketpreise waren die
Hauptkategorien für die Tester. München konnte als einzige Großstadt mit
einem "sehr gut" überzeugen. Elf Mal wurde die Note "gut" vergeben (darunter
nach Wien, Prag, Hamburg, Kopenhagen, Frankfurt, Barcelona oder Leipzig),
neun Mal ein "ausreichend" (z.B. Paris, London, Brüssel, Amsterdam, Warschau
oder Oslo) und jeweils einmal ein "mangelhaft" (Ljubljana) und ein "sehr
mangelhaft" (Zagreb).
Internet-Test
Die Tester machten sich zunächst via
Internetrecherche über die Fahrpläne schlau und nahmen die Gestaltung der
Homepage der Verkehrsbetriebe unter die Lupe. Danach wurden nach
einheitlichem Schema Verbindungen zwischen Stadtmitte und Peripherie von den
Prüfern abgefahren, erklärte Markus Schneider vom ÖAMTC. Außerdem habe man
sich die Bahnhöfe und die Verbindungen zwischen Flughafen und Stadtmitte
angeschaut.
Am schnellsten in München unterwegs
In München waren
nahezu alle Verbindungen schneller als im europäischen Durchschnitt. Die
Züge fahren schneller, die Taktdichte ist gegeben und die
Umsteigeverbindungen sind gut, fasste Schneider zusammen. Die Ticketpreise
sind hingegen vergleichsweise teuer. "Die Beratung durch das Personal der
öffentlichen Linien ist aber kompetent", sagte der ÖAMTC-Experte. Die
Fahrplanauskunft und umfassende Informationen sind im Internet in fünf
Sprachen verfügbar (in London erfolgt die Information sogar in 16 Sprachen).
Spitze bei der Barrierfreiheit
Wien erreichte hinsichtlich
Barrierefreiheit einen Spitzenplatz. Alle zwölf Test-Haltestellen waren
barrierefrei und auch die Fahrkartenautomaten meist in rollstuhlgerechter
Höhe angebracht. Verbesserungsbedarf gebe es allerdings bei der Ausstattung
der Bushaltestellen mit verlässlichen Angaben, wann der nächste Bus kommt.
Kritisiert wurde auch die Beschilderung mit Haltestellennamen in zu kleiner
Schrift. Die Fahrkartenpreise sind im internationalen Vergleich mit 1,80
Euro im Vorverkauf eher hoch. "Die Information über Kurzstreckenfahrten zum
halben Preis wird zu wenig kommuniziert", sagt Schneider. Laut Wiener Linien
kann man zwei Stationen in der U-Bahn etwa mit einem Halbpreisticket fahren.
Viele wüssten das aber laut Tester nicht.
Kritik an Park and Ride-Angebot
Bemängelt wurde in Wien auch das
Park and Ride-Angebot. Die Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr ist laut
Schneider zwar gegeben, aber das Parken ist zu teuer. Während in
Wien-Hütteldorf eine Monatskarte für das Park and Ride 46,80 Euro kostet (in
Kombination mit einer Zeitkarte der Wiener Linien) gibt es in München
Monatstickets bereits ab 7,50 Euro. "Durch niedrigere Preise könnten die
Leute eher zum Umsteigen bewegt werden", war Schneider überzeugt.
Schlusslicht im Testfeld waren die Verkehrsbetriebe in Zagreb: Alle Verbindungen sind langsamer als im europäischen Vergleich. Die Anbindung an den Flughafen erfolgt lediglich mit Bussen. Teilweise mangelt es an grundlegenden Dingen wie Fahrplänen oder eindeutigen Haltestellennamen.
Will man den öffentlichen Verkehr in den Städten attraktiver gestalten, müssen die meisten Verkehrsbetriebe noch stärker auf die Wünsche der Fahrgäste eingehen, resümierte man beim ÖAMTC. "Dazu braucht es attraktive Verbindungen und Ticketpreise sowie saubere und sichere Fahrzeuge in ausreichender Zahl. Unerlässlich sind auch umfassende Informationen, an die man als Fahrgast ohne Aufwand herankommen kann", sagte Schneider.