Der Wiener Streifenpolizist Niko R. (Nachname geändert) hat auf Instagram mittlerweile Kultstatus erreicht.
Wien. R. gibt als "Officer Nixon" seit mehreren Jahren Einblicke in seinen Alltag als Revierinspektor und ist mit mehr als 30.000 Fans in dem Sozialen Netzwerk zu einem Werbegesicht für die von Personalnöten geplagte Polizei gemausert. "Ich habe österreichweit rund 40 Bestätigungen von Personen, die durch mich zur Polizei gegangen sind", sagte R. gegenüber der APA.
Angefangen hat alles Ende 2019. Der Polizist mit mehr als zehn Dienstjahren war wegen einer Verletzung außer Gefecht. "Wir haben jemanden gesucht. Mir wurde dann bei seiner Festnahme der linke Daumen gebrochen", erinnert sich R. "Das hat dann zwei Monate Heilungszeit gebraucht. Währenddessen war mir so fad, dass ich mir einen Instagram-Account erstellt habe", sagt R, dessen richtiger Nachname aus Datenschutzgründen unerwähnt bleibt. Parallel dazu entwickelte der Beamte mit Freunden ein Videospiel, das die tägliche Art der Polizei simuliert. "Eine Art GTA nur für Polizisten. Ich habe dann Streams davon auf Youtube hochgeladen", so R. Als dann im Frühjahr 2020 die Pandemie über Österreich hereinbrach, hätten sein Youtube-Account und seine Instagram-Präsenz als "Officer Nixon" voneinander profitiert.
"Ich möchte junge Leute für den Polizeiberuf begeistern"
Seither hat sich die Social-Media-Arbeit zu einem zweiten Job für den Revierinspektor entwickelt. "Ich möchte junge Leute für den Polizeiberuf begeistern." Das versucht der Wiener mit steirischen Wurzeln mit Polizei-Content ganz im Stil eines Influencers. "Auch wenn ich das Wort Influencer eigentlich nicht mag." So finden sich auf seinem Account auf der Online-Plattform unter anderem Erklärvideos zu Tellerkappen, Blaulichtsteuerungen oder Einsatzgurten, Schnappschüsse von geretteten Katzen oder Ausblicksfotos vom WEGA-Kletterturm in der Wiener Rossauer Kaserne. Bilder oder Videos, die Einsätze oder Menschen gefährdeten oder den Datenschutz verletzten, poste er jedoch "selbstverständlich" nicht. "Ich mache das von einem Privathandy und schaue, dass der Dienst nicht gestört wird."
Tatsächlich ist die Nutzung von sozialen Medien für Polizistinnen und Polizisten im Dienst eine Grauzone. Neben R. lassen österreichweit nur rund eine Handvoll anderer Beamten Follower auf Instagram hinter die Kulissen der Polizeiarbeit blicken. "Kolleginnen und Kollegen müssen natürlich aufpassen, wenn sie sich auf Social Media outen", sagt Dominik Grabner, Social-Media-Chef bei der Landespolizeidirektion Wien. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Beamtendienstrechtsgesetz, das vorschreibt, das "Vertrauen der Allgemeinheit" durch eigenes Verhalten nicht zu schädigen. "Wir haben diese Kollegen darum natürlich im Auge und man kriegt das mit, was sie machen." Eine Kooperation der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit mit Beamtinnen und Beamten mit privatem Social-Media-Accounts gebe es nicht.
Grabner: Gewinn für die Polizei
Dennoch ist man sich bei der Polizei des Mehrwerts von "Officer Nixon" bewusst, folgen R. doch rund 10.000 Menschen mehr als dem offiziellen Account der Landespolizeidirektion Wien. "Natürlich sind Kollegen wie er, wenn sie das gut machen, ein Gewinn für die Polizei. Die machen das ja alle mit Herzblut", sagte Grabner gegenüber der APA.
Mit seinen Posts habe er mittlerweile selbst für Personalnachschub bei der Polizei gesorgt. "Die Leute schreiben mir: 'Danke Nixon, dass du mich zu meinem Traumjob motiviert hast' und schicken mir ein Foto von der Aufnahmebestätigung bei der Polizeischule." Rund 40 solcher Fotos habe er mittlerweile österreichweit bekommen. "Ich werde mittlerweile auch regelmäßig für Recruiting-Veranstaltungen angefordert", sagt er. "Ich hatte ja selbst immer den Wunsch, dass mir jemand so den Polizei-Beruf näher bringt."