Pleite-Stift St. Paul
Wirbel um Verkauf historischer Schriften
12.11.2010Leitung will kostbare Dokumente versteigern. Bundesdenkmalamt & Bischof dagegen.
Diözesanbischof Alois Schwarz ist strikt gegen den Verkauf kostbarer Handschriften durch das Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal. Er halte es für „undenkbar, dieses wertvolle Kulturgut einfach zu veräußern“.
Im Stift St. Paul lagern Kunstgegenstände im Wert von etwa drei Milliarden Euro. Die Sammlung alter Handschriften umfasst 3.000 Stücke, manche davon stammen noch aus dem fünften Jahrhundert. Das Stift hat für insgesamt neun der wertvollen Dokumente beim Bundesdenkmalamt – das bereits einen negativen Bescheid angekündigt hat – um Ausfuhrgenehmigungen angesucht. Neben einem 1.600 Jahre alten Ezechiel-Text geht es u.a. um das Reichenauer Schülerheft aus dem 9. Jahrhundert.
Geldsorgen
Das Stift will die Handschriften im Ausland versteigern lassen, weil man das Geld braucht. „Wir haben 45 Angestellte, viele Gebäude, das Gymnasium. Wie sollen wir das alles abdecken?“, fragte Abt Heinrich Ferenczy im ORF-Interview. Das Stift erhalte fast keine finanzielle Unterstützung, auch nicht von der Diözese. Alleine das Restaurieren einer alten Handschrift koste Zehntausende von Euro. Und Pater Gerfried Sitar, der für die Kunstschätze des Stifts verantwortlich ist, argumentiert, dass man etwa für die Umbauten von Archiv und Bibliothek keinerlei öffentliche Förderungen erhalten habe. Sollte es Subventionen geben, sei der Verkauf „kein Thema mehr“, betont Sitar.
Verkauf keine Lösung
Bischof Schwarz betont, das Stift sei der Diözese Gurk-Klagenfurt gegenüber nicht rechenschaftspflichtig, man unterstütze das Benediktinerstift aber selbstverständlich. Er appelliert nun an die anderen Benediktinerstifte, sich mit St. Paul solidarisch zu zeigen und zu helfen. Die Veräußerung von „Familiensilber“ sei für die Kirche in Kärnten auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten überhaupt kein Thema, obwohl das Diözesanmuseum so einiges auf Lager hätte. Schwarz: „Ich käme nie auf die Idee, unsere Kunstschätze zu verkaufen, das kann sicher nicht die Lösung sein.“