Der EU-Aufdecker steht vor einem Image-Scherbenhaufen.
EU-Aufdecker Hans-Peter Martin steht nach der Anzeige bei der Wiener Staatsanwaltschaft (es geht um Betrug, Veruntreuung, Dokumentenfälschung – es gilt die Unschuldsvermutung) vor einem Image-Scherbenhaufen. Es scheint, dass Martin auch privat keine Mittel gescheut hat, um ungeniert an seine Ziele zu kommen – seien diese auch am Rande der Legalität.
Bester Beweis: Der Deutsche Rudi F. (Name von der Redaktion geändert), der vier Jahre lang im Haus von HPM gewohnt hat, packt jetzt im ÖSTERREICH-Interview aus (siehe rechts): „Es war eine Tortur, Herr Martin hat uns schikaniert. Er hat versucht, uns mit Mobbing und allen Tricks aus der Wohnung zu vertreiben. Wir haben darunter sehr gelitten.“
Konkret hat sich der Mietstreit in Martins Wohnhaus südlich von Stuttgart abgespielt. Das Anwesen hat Martin vor wenigen Jahren gekauft. Weil der EU-Saubermann neben dem ersten Stock (in dem er selbst wohnte) auch die Wohnung von Rudi F. im Erdgeschoss übernehmen wollte, soll er plötzlich ganz andere Seiten aufgezogen haben. Rudi F.. zu ÖSTERREICH: „Zuerst haben wir noch zusammen Abend gegessen, plötzlich durften wir uns nur noch in einem Teil des Gartens aufhalten. Martin hat meine Kinder angeschrien und auch versucht, uns bei einer Autofahrt abzudrängen.“
F. wollte die Sache zuerst persönlich regeln. Doch Martin lenkte nicht ein, so landete die Sache vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft entschied aber, dass nur ein „Privatdelikt“ vorliegt, das nicht verfolgt wurde.
So zog Rudi F. mit seiner Frau und den beiden Kindern freiwillig aus Martins Haus. Jetzt wohnt er auf einer ruhigen Anhöhe nicht unweit von Martins Domizil und sagt: „Sein Verhalten uns gegenüber und in der Politik ist vergleichbar.“
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ÖSTERREICH: Herr F., Sie haben jahrelang im Haus von Hans-Peter Martin gewohnt. Welchen Eindruck hatten Sie von ihm?
Rudi F.: Zuerst, das war 2004, war Martin Mieter im Obergeschoss. Ich wohnte mit meiner Familie im Erdgeschoss. Anfangs war alles in Ordnung, wir haben sogar ein paar Mal zusammen gegessen. Doch als Martin 2008
2009 das Haus schließlich gekauft hat, änderte sich sein Verhalten uns gegenüber schlagartig.
ÖSTERREICH: Warum? Was hat sich genau geändert?
F.: Wir haben in diesem Haus insgesamt 18 Jahre gewohnt. Aber was wir da mit Herrn Martin als Eigentümer erlebt haben, war nicht sehr angenehm. Er hat verbal und mit Mobbing versucht, uns aus der Wohnung hinauszuekeln.
ÖSTERREICH: Wie hat sich dieses Mobbing geäußert?
F.: Es war eine Tortur. Er wollte, dass wir uns nur in einem abgegrenzten Bereich im Garten aufhalten. Das Baumhaus unserer Kinder mussten wir abbauen. Nach und nach hat er uns mehr schikaniert. Das ging so weit, dass er uns während einer Autofahrt abdrängen wollte. Er hat auch unsere Kinder angeschrien (es gilt die Unschuldsvermutung, Anm.). Wir haben sehr gelitten, aber wir wollten nicht aus dem Haus weg, weil wir uns dort so lange wohlfühlten.
ÖSTERREICH: Konnte der Streit geschlichtet werden?
F.: Zuerst haben wir versucht, das untereinander zu regeln. Das ging aber nicht. Später haben dann unsere Anwälte miteinander geredet. Zu einem Gerichtsverfahren ist es aber nie gekommen.
ÖSTERREICH: Sie sind dann freiwillig aus dem Haus ausgezogen. Warum?
F.: Wir haben sehr unter der Situation gelitten. 2010 habe ich mich mit meiner Familie darauf geeinigt, dass wir wegen Mobbings durch Martin ausziehen. Der Auslöser war, dass Martin die ganze Nacht die Stereoanlage laut aufgedreht hatte. Ich denke, es war absichtlich.
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie jetzt die Vorwürfe, die gegen Martin erhoben werden?
F.: Nach dem Auszug habe ich mich intensiv mit Martin und seiner EU-Tätigkeit beschäftigt. Sein privates Verhalten und das als EU-Parlamentarier ist sicher vergleichbar.
ÖSTERREICH: Wie wohnen Sie jetzt?
F.: Wir wohnen schön und ruhig. Ich kann von hier aus auch Martins Haus sehen, das stört mich aber nicht.
Interview: Jochen Prüller