Drogenbericht
Zahl der Drogentoten gestiegen
23.11.2006
Die Zahl der Drogentoten ist wieder gestiegen. Gefährdet sind vor allem Abhängige, die verschiedene Suchtgifte verwenden.
Im vergangenen Jahr sind 191 Menschen in Österreich infolge von Drogenkonsum gestroben. Ein Jahr zuvor waren es um sechs Tote weniger, 2003 um 28 Tote weniger.
Drogenmix ist tödlich
Schuld am dramatischen Anstieg der Zahl der Drogentoten ist vor allem der Mischkonsum verschiedenster Mittel. Der österreichische Drogenbericht 2006: "In 25 Prozent der Fälle wurde bei der Toxikologie ausschließlich illegale Drogen (...) festgestellt. Zusätzlich wurden in 39 Prozent der Fälle auch psychoaktive Medikamente, in 15 Prozent der Fälle auch Alkohol und zu 20 Prozent beides (...) nachgewiesen." Fazit: Drogenabhängige, die gleichzeitig verschiedenste - illegale wie legale - Suchtmittel verwenden, sind besonders gefährdet.
"Tod im Privaten"
Der Drogentod findet in Österreich nicht im "öffentlichen Raum", sondern im Privaten statt. Der Report: "Es zeigt sich, dass die Mehrheit (81 Prozent) der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle in einer Wohnung versterben. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass ein Großteil des hoch riskanten Drogenkonsums in (scheinbar) geschütztem privaten Rahmen stattfindet.
Immer mehr junge Opfer
Bedenklich ist, dass das Durchschnittsalter der Drogentoten in Österreich - bis zum Jahr 2002 stieg es an - seit 2003 wieder sinkt. So betrug der Anteil der unter 20-Jährigen im Jahr 2002 13 Prozent, im Jahr 2004 hingegen 22 Prozent, 2005 dann 15 Prozent. Der größte Teil der Menschen mit dem gefährlichsten Drogenkonsum ist in den Großstädten zu finden.
Hepatitis C-Infektionen häufig
Ein Erfolg: Während Anfang der neunziger Jahre in Österreich noch rund 20 Prozent der Menschen mit i.v-Drogenkonsum (Spritzen von Heroin) HIV-positiv war, sind es jetzt nur noch drei bis sechs Prozent. Am häufigsten sind Hepatitis C-Infektionen mit einem Anteil von 50 bis 60 Prozent.
Anstieg an Anzeigen
Bei Anzeigen gegen das Suchtmittelgesetz kam es im Jahr 2005 zu einem neuerlichen Anstieg der Zahl wegen Cannabis-Konsum oder-Handel auf 21.000. Hingegen waren es nur knapp 6.000 Anzeigen wegen Kokain (leicht steigend in den vergangenen Jahren) und rund 4.500 wegen Heroin (stabil).
Immer mehr lassen sich behandeln
2005 befanden sich 7.554 Opiatabhängige in Drogenersatzbehandlung, davon waren 873 Patienten hinzugekommen. Beides stellte einen neuen Höchststand dar. 1996 hatten sich beispielsweise erste 2.941 Abhängige in Drogenersatztherapie befunden.
Therapiestellen hauptsächlich in den Städten
Und schließlich geht es auch um gleiche Chancen für Abhängige auf eine Therapie. Hier gibt es in ganz Europa Defizite. Speziell Frauen finden solche Angebote zumeist nur in Städten. 20 Prozent der in Behandlung stehenden Drogenabhängigen sind Frauen. Positiv hervorgehoben wird in dem Bericht auch Österreich, wo Patientinnen für die Zeit der Therapie auch Hilfe bei der Betreuung ihrer Kinder bekämen.
Drogentote:
- 1996: 195 Opfer
- 1997: 141
- 1998: 117
- 1999: 136
- 2000: 167
- 2001: 139
- 2002: 139
- 2003: 163
- 2004: 185
- 2005: 191
Anstieg der Zahl der Drogentoten in Europa
Die steigende Zahl der Drogentoten in Österreich spiegelt die europäischen Zahlen wider: Drogenersatz- und Spritzentauschprogramme haben zwar in den Jahren 2000 bis 2003 in Europa zu einem Rückgang von sechs bis zu 13 Prozent bei der Zahl der Drogentoten geführt. Allerdings kam es laut den neusten vorliegenden Zahlen laut dem europäischen Drogenbericht 2003/2004 wieder zu einem Anstieg um drei Prozent.
"Im Durchschnitt werden in Europa jährlich zwischen 7.000 und 8.000 Drogentote registriert. Das sind drei Prozent aller Todesfälle bei Erwachsenen unter 40. In Dänemark, Griechenland, Luxemburg, Malta, Österreich, Großbritannien und Norwegen erreicht dieser Anteil allerdings sieben Prozent", wird in den Unterlagen festgestellt.