Neuer Fall Blauensteiner?

Zwei Tote: "Gift-Witwe" verhaftet

30.03.2012

51-jährige in Wien lebende Frau soll mehrere Männer vergiftet haben.

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Der neue mögliche Fall Blauensteiner kam ins Rollen, als Herbert A. (68) aus Gumpoldskirchen, der zuletzt in Wien lebte, im Oktober 2010 verstarb. Als seine Tochter wegen der Erbschaftsangelegenheiten zum Notar kam, fiel sie aus allen Wolken: Es war nichts mehr da. Stattdessen hatte alles (die Eigentumswohnung, ein Auto, die Lebensversicherung) eine gewisse Bogumila W. abgesahnt – die sich als einzige Hinterbliebene ausgegeben hatte. Karin Ojukwu erstatte Anzeige bei der Polizei – zumal die Krankengeschichte ihres Vaters nicht den plötzlichen Tod erklären konnte.

Auffälligkeiten zwischen den beiden Todesfällen
Außerdem recherchierte Herbert A.s Tochter auch auf eigene Faust – und fand heraus, dass es ein weiteres potenzielles Opfer der Polin in Stratzdorf bei Krems gibt: Alois F. (61) hatte bis Februar 2011 auch mit der Internet-Bekanntschaft zusammengelebt und war wie Herbert A. rapide verfallen und letztlich an einer Magenblutung und Untertemperatur zugrunde gegangen. Auch er hatte der Polin unter anderem sein Auto vermacht. Verwandte von Alois F. erstatteten nun ebenfalls Anzeige.

Arsen in Polen als Pestizid einfach zu erwerben
Nach langem Zögern der Behörden, dass hier nichts Auffälliges zu bemerken sei, wurde im November ein toxikologisches Gutachten mit Gewebeproben der beiden Männer beim Blauensteiner-Experten Christian Reiter in Auftrag gegeben. Jetzt ein halbes Jahr später der Knalleffekt:

Die chemische Analyse ergab bei Herbert A. eine 50-fach erhöhte Konzentration von Arsen – das Gift ist überall in Europa nicht mehr ohne Giftschein erhältlich, außer z. B. in Polen – da kann man es als Pestizid kaufen.

Bei der Analyse der Proben von Alois F. allerdings wurde kein Arsen festgestellt. Allerdings kommt Reiter in seinem Gutachten zu dem Schluss, dass der Niederösterreicher eher Symptome einer pflanzlichen Vergiftung aufwies. Sein Tipp: Es waren etwa ins Essen gemischte Extrakte der Herbstzeitlose. Jetzt hatte die Staatsanwaltschaft in Krems endlich ausreichend Indizien, um am Dienstag einen Haftbefehl zu erlassen.

Die Leichen der Opfer werden jetzt exhumiert
Die 51-jährige Bogumila W., für die die Unschuldsvermutung gilt, wurde bei ihrem aktuellen Schützling, dem 81-jährigen Karl K. in der Donaustadt in Wien, wegen des Verdachtes des Doppelmordes festgenommen. Der ältere Herr kann die Vorwürfe nicht glauben – zurzeit wird allerdings auch sein Blut auf etwaige Vergiftungen untersucht.

Übrigens: Um noch genauere Analysen und Beweise zu erhalten, werden die beiden Leichen von Herbert A. und Alois F. kommende Woche exhumiert.

Der Anwalt der mutmaßlichen „Arsen-Witwe“, Timo Gerersdorfer, hat die Beschuldigte am Freitag in der Untersuchungshaft In Krems besucht: „Sie weist alle Anschuldigungen entrüstet von sich.“ Bereichert habe sich die Verdächtige nicht. Alle Erbschaften für die gelernte Pflegerin seien doch nur Geschenke gewesen ...

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Elfriede Blauensteiner/ (c) APA/ Pfarrhofer

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