Elisabeth Gehrer galt als unpopulärste Politikerin im ÖVP-Schüssel-Team.
Nicht erst im Wahlkampf, sondern schon in den Monaten und Jahren davor waren Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) und ihr Ressort Hauptangriffs-Flanken der Opposition.
Über 10 Jahre im Amt
Das Bollwerk Gehrer schien - mit voller Rückendeckung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel - die Angriffe unbeschadet zu überstehen. Doch die Opposition hat offensichtlich mit dem Thema Bildung beim Wähler auf die richtige Munition gesetzt und die "eiserne Liesl" angesichts rasant sinkender Popularitätswerte zu einer Schwachstelle der Regierung gemacht. Jetzt hat die 64-Jährige nach mehr als zehn Jahren im Amt ihren Rückzug aus der Politik bekannt gegeben.
Gehrer war bei der Nationalratswahl noch Spitzenkandidatin der ÖVP in Vorarlberg. "Am 30. Oktober wird in der konstituierenden Sitzung des Nationalrats jemand anderer aus Vorarlberg angelobt", erklärte sie jetzt vier Tage nach der Wahl. Zuletzt war sie noch als Kandidatin für das Amt der Zweiten Nationalratspräsidentin im Gespräch.
Zu viele Hoppalas
Lange Jahre galt Gehrer als resolute Frau der klaren Worte, die auch medial geschätzt wurde. Am Beginn der Legislaturperiode lag ihr Wert im APA/OGM-Vertrauensindex im März 2003 noch bei plus 30 Prozent. Doch Saliera-Diebstahl, PISA-Studie und EuGH-Urteil über den freien Hochschulzugang ließen ihre Popularitätswerte in den Keller rauschen, mit rund minus 30 Prozent rangiert sie nur knapp vor Politikern wie Heinz-Christian Strache (F) oder Peter Westenthaler (B). Die ÖVP irritierte das nicht sehr, Gehrer kandidierte neuerlich für die Nationalratswahl.