Papst an Wagner
1 Monat Maulkorb für Skandal-Bischof
15.02.2009
Papst und Bischöfe verbieten dem neuen Linzer Weihbischof Wagner öffentliche Stellungnahmen. Die Kirchenkrise soll so beruhigt werden.
Wütende Proteste an der Basis, immer mehr Kirchenaustritte. Bischöfe, Dechanten, Pfarrer, die Klartext reden. Für die katholische Kirche wird die Ernennung des erzkonservativen Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner zur Sprengfalle. Jetzt versucht die Kirchenführung zu retten, was zu retten ist:
Papst-Rüffel
Papst Benedikt XVI. soll beim Besuch der
Österreich-Delegation im Vatikan – von Dienstag bis Donnerstag dieser Woche
– den von ihm ernannten Weihbischof Wagner gerüffelt haben. Er solle sich
mäßigen und bis zur Weihe am 23. März keine Interviews mehr geben.
Maulkorb von Bischöfen
Für Wagner gab es von einigen seiner
Bischofskollegen auch ganz offiziell einen „Maulkorb“. In Rom, wo sich die
vergangenen Tage neben Wagner auch Egon Kapellari (Grazer Bischof und
Vizepräsident der Bischofskonferenz), Paul Iby (der Eisenstädter
Diözesanbischof) und Alois Schwarz zur Einkleidung eingefunden hatten, ging
man dem neuen Mitbruder aus dem Weg. Unter den Kirchenfunktionären machte
sich Ratlosigkeit breit: „Keiner weiß einen Ausweg aus dieser komplett
verfahrenen Situation.“
Krisensitzung am Montag
Montagvormittag treffen alle
österreichischen Bischöfe zu einer Krisensitzung in Wien zusammen. „Es ist
für mich unerklärlich, welche Wege es genommen hat, dass ein Kandidat, der
nicht die Zustimmung vieler hat, so an die Spitze gekommen ist“, kritisiert
Iby in Richtung Wagner. Scharfe Kritik übt Iby auch an der Kirchenführung in
Rom in Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Holocaustleugners Williamson:
„Die zurückgenommene Exkommunikation von Williamson ist eine Blamage.“
Job als Brückenbauer
Wagner soll nun wieder in seine Pfarre
Windischgarsten zurückgekehrt sein, um sich auf seine neuen Aufgaben als
Linzer Weihbischof vorzubereiten. Kapellari stellt unmissverständlich zur
Causa Wagner klar: „Der Bischof soll, muss und wird um Vertrauen bitten.“
Wagner wurde aufgetragen, seiner neuen Funktion als Pontifex (Brückenbauer)
nachzukommen. „Wagner hat gezeigt, dass er eine Pfarre von mittlerer Größe
zusammenhält, aber er hat gezeigt, dass er im Bewusstsein der halbsäkularen
Gesellschaft nur oberflächlich daheim ist“, so Kapellari.
Israel-Reise im Mai
Der Papst muss nun neben der Causa Wagner
auch in Sachen Holocaust-Leugner Richard Williamson klare Zeichen setzen.
Benedikt XVI. wird von 11. bis 15. Mai zu einer Israel-Reise aufbrechen. Sie
soll eine Versöhnungstour sein. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi hat
diesen Beschluss als „mutig“ bezeichnet.
Kirchenaustritte
Diese Strategien sollen aber auch dazu
beitragen, Kirchenaustritte möglichst zu verhindern. Laut Gallup-Umfrage für
ÖSTERREICH denken 700.000 Menschen hierzulande an Austritt.
"Volksbegehren" gegen Wagner
Oberösterreichische
Pfarrer wollen unterdessen Wagners Weihe mit einer Art "Volksbegehren"
verhindern. Medienberichten zufolge sollen möglichst viele Unterschriften
gesammelt werden und damit der Weihbischof aufgefordert werden, sein Amt
nicht anzutreten. Auch soll Bischof Ludwig Schwarz davon überzeugt werden,
Wagner nicht zu weihen.