Milliarden-Krimi um die Wien Energie: In den letzten Stunden gab es einen Gipfel bei Finanzminister Magnus Brunner, bei dem der Finanzierungsbedarf des Wiener Energieanbieters geklärt wurde.
Laut dem Finanzministerium habe der zuständige Finanzstadtrat Peter Hanke in einem Brief den akuten Finanzierungsbedarf der Wien Energie mit 6 Milliarden Euro beziffert, die der Bund zuschießen müsse.
Laut oe24-Informationen wird auch die Stadt Wien mehrere Milliarden an Sicherheiten zur Verfügung stellen. Insgesamt soll es einen Schutzschirm in Höhe von bis zu 10 Milliarden Euro für die Wien Energie geben, erfuhr oe24 aus dem Wiener Rathaus.
Wien bittet um Schutzschirm
Das bestätigte Hanke auch in einem Interview mit der APA: Wien ersuche den Bund, hier aktiv zu werden. Wie hoch ein solcher Schutzschirm ausfallen müsse, sei schwer zu sagen, da sich die Preise täglich ändern würden, betonte er. Das Schutznetz könne auch bis zu 10 Milliarden Euro betragen. Der Wiener Finanzstadtrat vermutet nämlich, dass auch andere Energieunternehmen möglicherweise noch weiter Garantielinien brauchen werden.
Der Eigentümervertreter der Wien Energie, Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ), hat sich am Montagnachmittag erstmals zum Finanzbedarf der Wien Energie zu Wort gemeldet. Im Interview mit der APA erläuterte er, dass man den Bund gebeten habe, einen "Schutzschirm" für die heimischen Versorger zu erstellen, da derzeit an der Börse "Mondpreise" für Strom verlangt würden. Die Wien Energie sei besonders betroffen, da die Eigenproduktion geringer sei.
"Keine verlorenen Summen"
Er bekräftigte jedoch, dass es sich um ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen handle, das auch keine Verlust schreibe. Die Stadt habe zuletzt bereits selbst Garantien bereitgestellt, also über jene hinaus, die vom Unternehmen üblicherweise selbst aufgebracht würden. "Das sind keine verlorenen Summen", beteuerte Hanke. Vielmehr würden diese nach Abschluss des Geschäftes wieder zurückfließen.
Details zu den notwendigen Voraussetzungen würden derzeit zwischen Vertretern der Stadt Wien, der Wien Energie, der Finanzprokuratur und dem Finanzministerium ausgearbeitet.
Derivative Finanzinstrumente
Hintergrund der Finanz-Notlage der Wien Energie ist, dass das Unternehmen sowohl für Strom als auch für Gas derivative Finanzinstrumente abgeschlossen hat. Beim Strom wurden am Terminmarkt zu einem fixen Preis mehr Terrawattstunden verkauft als gekauft. In der Finanzbranche nennt man das „short gehen“. Die Wien Energie dürfte sich bei diesen riskanten Geschäften verspekuliert haben, weil die Strompreise insbesondere in den letzten Tagen stark gestiegen sind. Das führt nun zu den Nachschussverpflichtungen in Milliarden-Höhe.