Warum zahlen, wenn man’s gratis auch kriegen kann? Nach diesem Motto schrieb der derzeitige ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka 2005 einen „Bettelbrief“ an die ÖBB-Spitze. Grund: Die ÖVP wollte ihrem Chef Wolfgang Schüssel ein Fest zum 60er ausrichten. Im Zentrum eine Festbroschüre, die Schüssel feiern sollte. Also schrieb Lopatka – wie News berichtet – an den ÖBB-Vorstand Martin Huber: „Dein Beitrag, der in so einem exklusiven Rahmen präsentiert wird, ist sicherlich auch ein schönes Zeichen deiner Verbundenheit mit Wolfgang Schüssel.“
Die Bahn erfüllte den Wunsch des Generalsekretärs und ließ sich ihr Inserat „Bahn wirkt“ 17.023,70 Euro kosten. Für Lopatka und die ÖVP ein „ganz normaler Vorgang“. Lopatkas Argumentationskette: „Es wurden einige Unternehmen mit dieser Bitte angeschrieben.“
ÖBB-Betriebsrat: Anzeige bei Staatsanwaltschaft
Bereits heute soll das Inserat der ÖBB im U-Ausschuss Thema sein – und zwar bei der Befragung von EX-ÖBB-Chef Martin Huber. Zumindest planen das FP, Grüne und BZÖ. Ex-Vorsitzende Gabi Moser: „Wenn Huber kommt, ist es naheliegend ihn auch dazu zu befragen.“ Die SPÖ springt hingegen ihrem Koalitionspartner zur Seite. Otto Pendl: „Man kann nicht auf alles hüpfen …“
Währenddessen hat der SP-dominierte Konzernbetriebsrat der ÖBB Mittwoch eine Anzeige bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingebracht. Die Behörde soll klären, ob es sich bei der schriftlichen Bitte Lopatkas „nicht um eine versteckte Form der Nötigung“ gehandelt habe.