Wien
2.000 Polizisten schützen Krawall-Ball
23.01.2014Die Polizei schützt mit Härte den Ball der rechten Burschenschafter. Das sorgt für Unmut.
2.000 Ballgäste aus der rechten Burschenschafter-Szene walzen heute durch die Hofburg, dürfen ab 20 Uhr unter Schutz von 2.000 Polizisten auch eine Fächerpolonaise genießen.
Polizei warnt vor »nicht nur friedlichen Protesten«
Für den Großteil des demokratischen Spektrums ist der sogenannte „Akademikerball“ eine Provokation: Vor zwei Jahren hatte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die Burschenschafter angesichts der Proteste als „neue Juden“ bezeichnet – seitdem ist die Stimmung noch aufgeheizter. Die Polizei befürchtet, dass die Situation heuer eskaliert. „Wir wissen von Personen, die nicht bereit sind, nur friedlich zu protestieren“, sagte der Wiener Verfassungsschützer Erich Zwettler. Angeblich reisen deutsche Anarchos in Bussen an. Insgesamt sind drei Demozüge geplant – und die Polizei reagiert hart:
■ Platzsperre: Rund ein Viertel der Wiener City wird abgeriegelt, nicht einmal Journalisten haben ungehindert Zutritt. Das gesperrte Gebiet ist größer als seinerzeit beim Besuch von US-Präsident George W. Bush.
■ Vermummungsverbot: In neun (!) Bezirken gilt ein Vermummungsverbot, bei Temperaturen um die 0 Grad darf nicht mal ein Schal getragen werden.
Angesichts der aufgeheizten Stimmung rief Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zur Besonnenheit auf. Der Ball schlägt auch international Wellen: Spiegel Online berichtet groß vom „FPÖ-Ball“. Titel: „Mit Schmiss auf die Tanzfläche“.
Justizsprecher Jarolim besorgt
SPÖ: »Ball raus aus Hofburg«
ÖSTERREICH: Die Polizei hat großflächige Platzsperren und ein Vermummungsverbot in Wien erlassen. Was sagen sie dazu?
Hannes Jarolim: Ich halte das für übertrieben.
ÖSTERREICH: Soll der Akademiker-Ball weiter in der Hofburg stattfinden?
Hannes Jarolim: Ich bedaure, dass sich die Hofburg-Betreiber von dem Etikettenschwindel haben täuschen lassen. Da wurde der WKR-Ball (Ball des Wiener Korporationsringes, Anm.) zurecht verbannt – und dann kommen genau dieselben Leute als Akademikerball daher.
ÖSTERREICH: Also raus aus der Hofburg mit dem Ball?
Hannes Jarolim: Ja, diese Figuren sollen auf dem Kahlenberg herumtanzen. Mir ist unverständlich, wie so ein Ball in einem Gebäude der Republik stattfinden kann.
Österreich: Schadet uns der Ball im Ausland?
Hannes Jarolim: Ja. Ich erinner außerdem daran, dass der frühere SPÖ-Bundesrat Albrecht Konecny von Rechten am Rande des Balls zusammenschlagen wurde – und die Tat immer noch nicht geklärt ist. Ich hoffe, dass die Polizei nicht auf einem Auge blind ist.