Appell an Migranten: "Bleibt zu Hause, Grenzen sind zu"
Nur mehr 580 Flüchtlinge werden derzeit täglich über die mazedonisch-griechische Grenze auf die Balkanroute gelassen. So wurde es bei der Balkankonferenz in Wien beschlossen.
Aber gleichzeitig landen täglich mehr als 3.000 neue Flüchtlinge mit Schlauchbooten aus der Türkei auf den griechischen Inseln. Ein gigantischer Menschenstau ist die Folge: Schon jetzt irren 25.000 Menschen durch Griechenland. Allein am Wochenende kamen im Hafen von Piräus weitere 1.200 Flüchtlinge von den Inseln der Ostägäis an. Frauen, Kinder, Ältere übernachteten auf dem Hafengelände in Lagerhallen.
Bis zu 70.000 Flüchtlinge allein im März erwartet
Die Zahl der in Griechenland Gestrandeten könnte bis zum Sommer auf 200.000 steigen. Diese Horror-Zahl veröffentlichte UNHCR am Sonntag. Allein im März könnten deshalb zwischen 50.000 und 70.000 in Griechenland festsitzen.
Um den Zustrom einzudämmen, will Athen in Syrien, Irak und Afghanistan Video-Spots schalten: „Verkauft eure Häuser nicht, bleibt in der Heimat“, werden die Flüchtlinge darin gewarnt. Und: „Alle Grenzen sind jetzt zu !“
Zaun
Katastrophal auch die Lage an der mazedonisch-griechischen Grenze in Idomeni. 7.000 warten am Grenzzaun. Das Camp ist aber nur für 1.500 ausgelegt: „Kinder schlafen auf Feldern, Flüchtlinge stellen sich stundenlang um Essen an“, schildert Rot-Kreuz-Helfer Christopher Bachtrog ÖSTERREICH die Lage.
Als Soforthilfe stellte Österreich am Sonntag 5 Millionen Euro zur Versorgung der Menschen auf der Balkanroute zur Verfügung. Karl Wendl
Faymann-Interview wird heiß diskutiert
Focus, Welt und Bild – führende Medien zitieren gestern und heute aus dem Kanzler-Interview in ÖSTERREICH. Faymann hatte in ÖSTERREICH scharfe Kritik
an der „Reisebüro-Politik“ Griechenlands geübt. Die Griechen reagierten empört, von Deutschland gab es viel Zuspruch.
Faymanns Zitate:
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Über Griechenland: "Es geht nicht, dass Griechenland wie ein Reisebüro agiert und alle Flüchtlinge einfach zu uns durchwinkt."
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Über EU: "Die EU begeht einen historischen Fehler, wenn sie in der Flüchtlingsfrage keine gemeinsame Lösung findet."
- Über Obergrenze: "Unser Alleingang ist reine Notwehr, auch ein Hilferuf."
Syriza-Politiker: "Kanzler-Kritik zeigt nicht unsere Realität"
Syriza-Politiker Giorgos Chondros demonstrierte in Athen gegen „Faymanns harte Politik“. Im Interview mit ÖSTERREICH sagt Chondros: „Wir wollten damit zeigen, dass Europa offene Grenzen braucht und nicht Zäune und Kriegsschiffe.“ Über Faymanns Vorwurf, Griechenland agiere wie ein „Reisebüro“, sagte er: „Diese Äußerung des Kanzlers entspricht weder der Realität, noch ist sie angemessen für jemand, der die Situation in Griechenland aus erster Hand kennt.“