Nach dem PISA-Debakel wollen die Österreicher endlich eine Reform der Schule.
Am Sonntag startete ÖSTERREICH ein Online-Volksbegehren für die neue Schule. Schon am ersten Tag unterstützten 12.000 Leser die parteiunabhängige ÖSTERREICH-Initiative auf www.oe24.at/schul-begehren und gaben dort ihre Stimme für eine Bildungsreform ab, am zweiten Tag waren es schon 26.000. Tenor der ÖSTERREICH-Leser: Genug mit der Blockade in der Regierung – jetzt muss eine Reform her. „Die Bildungspolitik gehört endlich entpolitisiert“, ärgert sich etwa Arnold Schauberger, Lehrer einer HAK in Oberösterreich und einer der ersten Unterstützer des Schul-Begehrens. „Wegen der Blockade-Politik habe ich unterschrieben.“
Prominente Unterstützung
Auch zahlreiche Prominente unterstützen die zehn Haupt-Anliegen des ÖSTERREICH-Bildungsbegehrens: Eine zusätzliche Bildungsmilliarde im Budget, moderne Ganztagsschulen , kleinere Klassen, mehr Förderkurse (siehe rechts). Die ÖSTERREICH-Initiative soll auch die Stimmung für das Volksbegehren von Hannes Androsch aufbereiten.
„Es wäre zu wünschen, dass die Politik die zehn Vorstöße des Schulbegehrens aufgreift“, sagt der ehemalige Wiener Stadtschulrat-Präsident Kurt Scholz – einer der besten Kenner des Bildungswesens. „Die Summe der Vorschläge zeigt das inhaltliche Vakuum und den Stillstand der Politik.“
Auch die ehemalige Grünen-Chefin Freda Meissner-Blau, Kennerin vieler internationaler Schulsysteme, fordert: „In Frankreich, England oder in den USA ist eine Ganztagesschule selbstverständlich. Es wäre für alle Eltern ein guter Gedanke, wenn ihre Kinder länger in der Schule betreut werden.“
52 % wollen das Schul-Begehren unterschreiben
Die aktuelle Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH (800 Befragte) zeigt das große Potenzial eines Bildungs-Volksbegehrens. 54 Prozent würden ein Volksbegehren unterschreiben. Die Hälfte aller Befragten wünscht sich die Neue Mittelschule von Bundesministerin Claudia Schmied. Die Ganztagsschule von acht bis 15 Uhr wollen 52 Prozent der Befragten.
Hannes Androsch: Industrieller startet Schul-Begehren
ÖSTERREICH: Warum planen Sie ein Bildungs-Volksbegehren?
Hannes Androsch: Weil ich die Blockaden in der Bildungspolitik auflösen will.
ÖSTERREICH: Brauchen wir eine Bildungsmilliarde?
Androsch: Wir haben die vierthöchsten Bildungsausgaben, aber das viertschlechteste PISA-Ergebnis: Aber ja: Wir müssen Schulen zu modernen Bildungsstätten ausbauen.
Kurt Scholz: Ehemaliger Stadtschulrat-Präsident
ÖSTERREICH: Was sagen Sie zum neu gestarteten Schul-Begehren?
Kurt Scholz: Die Vorstöße sind auf jeden Fall positiv und unterstützenswert. Die Politik sollte diese umsetzen.“
ÖSTERREICH: Was läuft in der Schule derzeit falsch?
Scholz: Die Politik tritt auf der Stelle. Es ist wie auf einem Hometrainer: Man schwitzt und kommt keinen Millimeter weiter.
Alfred Dorfer: Kabarettist will Entpolitisierung
ÖSTERREICH: Wie stehen Sie zur Forderung nach einer jährlichen Bildungsmilliarde?
Alfred Dorfer: Eine Milliarde wird wahrscheinlich sogar zu wenig sein für alle Versäumnisse, die bis jetzt entstanden sind.
ÖSTERREICH: Was stört Sie derzeit am meisten?
Dorfer: Die Ideologisierung der Bildung und das Blockieren von Reformen aus Standesdünkel der Lehrergewerkschaft. Einstellung ist auch mit Geld nicht zu kaufen.
Diese Leser haben schon unterzeichnet
Astrid Krieg, Mutter: „Ich habe unterschrieben, weil ich eine Ganztagesschule möchte. Jetzt sind die Kinder überfordert.“
Dan Tucan, Berater: „Wir versauen momentan die Zukunft der Jugend. Diese muss uns endlich wieder etwas wert sein.“
A. Schauberger, Lehrer: „Punkt 10 des Begehrens spricht mir aus der Seele. Das System gehört jetzt endlich entpolitisiert.“
A. Vollnhofer, Makler: „Mich ärgert die Verhinderungspolitik. Man muss investieren, wenn wir weiter vorne sein wollen.“
Eveline Egger, Lehrerin: „Ich habe unterschrieben, weil ich will, dass die vielen Lösungsansätze kreativ umgesetzt werden.“
Christian Vyhnalek, Beamter: „Ich kenne das finnische Schulsystem von meinem Bruder. Wir sollten von dort unbedingt lernen.“
A. Minichshofer, Angestellter: „Wir haben seit einem Monat ein Baby und hoffen, dass das Thema Schule in Zukunft wichtiger ist.“