Nurie Zogaj sollen 30.000 Euro geboten worden sein, damit sie freiwillig in den Kosovo zurückkehrt. Das Innenministerium dementiert.
Nicht genug, dass ein Mitarbeiter des Innenministeriums bei seinem Besuch psychischen Druck ausgeübt haben soll. "Eine gute Mutter will doch bei ihren Kindern sein, hat er gesagt", berichtete Pfarrer Josef Friedl, der Arigona Zogaj und ihre Mutter nach wie vor betreut.
Zusätzlich soll Günter Ecker, Geschäftsführer des Vereins Menschenrechte, im Auftrag des Ministeriums 30.000 Euro angeboten haben, wenn Arigonas Mutter Nurie Zogaj in den Kosovo geht.
Erpressung
"Das Geld sollten sie für den Aufbau ihres
Hauses bekommen", weiß Sabine Leitner, eine Freundin der Familie, die
bei dem Gespräch dabei war. "Das grenzt an Erpressung." Vier
Kinder und der Vater wurden vor sieben Wochen abgeschoben.
Mama geht nicht
Arigona kann sich nicht vorstellen, dass ihre
Mutter freiwillig zurückgeht – auch wenn beide vor allem die kleinen Kinder
Albin und Albona vermissen. "Was wird dann mit mir?", fragt sich
die 15-Jährige.
Arigona könnte auch alleine zumindest vorübergehend in Österreich bleiben: Mit einem Schülervisum, bis ihre Ausbildung abgeschlossen ist. Fremdenrechtsexperte Sebastian Schumacher erklärt: "Ein Anrecht, dass auch die Familie bei ihr ist, gibt es aber nicht." Grundvoraussetzungen sind schulischer Erfolg und der Nachweis ihres Unterhalts.
Demento
Das Innenministerium dementierte am Donnerstag, der
Familie 30.000 Euro angeboten zu haben. Günter Ecker erklärte, er habe die
Zogajs darauf hingewiesen, dass auf den zwei Spendenkonten, die zu ihren
Gunsten eingerichtet wurden, mittlerweile diese Summe liegen dürfte. Sie
sollte "sinnvoll für den Wiederaufbau" des Hauses im Kosovo
eingesetzt werden.
Grüne sind empört
Die Grünen orten bei Innenminister
Günter Platter Trödelei. Der Akt würde längst auf seinem Schreibtisch
liegen, die Familie Zogaj solle endlich in Österreich leben dürfen. Den
Druck aus seinem Ressort nannten die Grünen "psychologische
Kriegsführung". Grünen-Chef Alexander Van der Bellen hat
mittlerweile versucht, Vizekanzler Wilhelm Molterer von einer humanen Lösung
zu überzeugen.
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Diakonie ortet Barbarei
Diakonie-Chef Michael Chalupka
verurteilt ebenfalls das Vorgehen des Ministeriums in den Fällen der
Familien Zogaj und Zeqaj. Das sei der "humanitären Tradition
Österreichs nicht würdig. Barbarei darf nicht zur Normalität werden",
so Chalupka.
Wenn Mütter verhaftet, ihre minderjährigen Söhne einem ungewissen Schicksal ausgesetzt werden, Arigona Zogajs Mutter nach einer "Rückkehrberatung" nervlich zusammenbricht und dadurch wieder traumatisiert wird, "dann kann nicht mehr von 'Normalität' im Umgang mit Menschen gesprochen werden, wie es das Innenministerium tut", kritisiert Chalupka.
Dass die Familie Zeqaj ihrem gewalttätigen Ehemann und Vater ausgeliefert werden solle, zeige ein merkwürdiges Verständnis von "Normalität".
FPÖ ebenfalls entsetzt
Die Freiheitlichen sind genauso
aufgebracht - aber aus einem anderen Grund. Sie finden, wer mit eigenem Geld
ins Land einreisen könne, könne auch um sein eigenes Geld wieder das Land
verlassen.
ÖVP mit üblichem Sager
ÖVP-Generalsekretär Hannes
Missethon hat die Kritik von Grün und Blau mit seinem Standardsager über
"linke Träumer und rechte Hetzer" abgetan. Er stärkt Platter den Rücken,
Recht müsse Recht bleiben.
Besuch
Das Ministerium lässt indes nichts unversucht, die
Familie zu einer freiwilligen Kapitulation zu bringen. Jeden Tag besucht ein
Mitarbeiter des Ministeriums den Vater und die Kinder im Dorf Kaliqan.
Gestern reiste Günter Ecker in den Kosovo. Eineinhalb Stunden redete er auf
Vater Zogaj ein.
"Es war wie immer das Gleiche: Ich soll hier mein Haus aufbauen", erzählt Devat Zogaj nach dem Treffen ÖSTERREICH. Devat verzweifelt: "Meine Kinder haben hier doch keine Zukunft."