Die österreichische Bevölkerung sieht die Causa Haidinger offenbar eher gelassen, der ÖVP schadet der "Skandal" nur gering.
Bei den Parteien komme es dadurch zu keinen dramatischen Verschiebungen: Die ÖVP liege weiter vor der SPÖ, der Vorsprung sei aber geringer geworden, berichtete "market" am Freitag.
Verfehlungen "übertrieben"
"market" führte diese
Woche Interviews mit 400 repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren
ausgewählten Personen durch. Demnach sehen 45 Prozent in dem Fall einen
wirklichen Skandal. Nach Meinung von 41 Prozent werden die Verfehlungen der
Polizei bzw. im Innenministerium eher übertrieben. Einen Skandal orten vor
allem Wähler der SPÖ und der Grünen, im Lager der ÖVP reagiert man hingegen
gelassen.
Kein Vertrauen in Experten
42 Prozent sehen die Verantwortung bei
den ermittelnden Beamten im Fall Kampusch, 40 Prozent bei der Leitung der
Polizei. Der jetzige Innenminister Günther Platter (V) wird nur von drei
Prozent verantwortlich gemacht, seine Vorgängerin Liese Prokop (V) im Jahr
2006 von 13 Prozent. Karl Schlögl (S), der Innenminister im Jahr 1998 war,
als Natascha Kampusch entführt wurde, nehmen 15 Prozent in die
Verantwortung. Nach Ansicht jedes zehnten Österreichers liegt die Hauptlast
bei den parteinahen Mitarbeitern in den Büros der Minister. Wenig Vertrauen
hat die Bevölkerung in die Lösungskompetenz der Expertenkommission. Nur ein
Zehntel ist davon überzeugt, dass sie die Causa Haidinger klären kann.
ÖVP mit leichten Abstrichen
Innenpolitische Auswirkungen der
aktuellen Diskussion lassen sich in der Sonntagsfrage erkennen: Die ÖVP muss
leichte Abstriche von ihrem zuletzt spürbaren Stimmungshoch hinnehmen. In
den vergangenen Wochen lag die Partei laut "market" kontinuierlich bei rund
37 Prozent und damit deutlich vor der SPÖ (32 Prozent). In der aktuellen
Messung kommt die ÖVP auf 35 Prozent, die Sozialdemokraten hingegen legten
auf 33 Prozent zu. Die Oppositionsparteien konnten aus der Causa bisher
keinen Profit schlagen, so die Meinungsforscher. Die FPÖ liegt bei 15
Prozent, die Grünen bei 13 und das BZÖ bei drei Prozent.