Zölibats-Diskussion
500 Priester-Kinder in Österreich
15.04.2012
Das große Drama um die heimlichen Kinder Gottes.
Eigentlich dürfte es sie gar nicht geben – aber allein bei uns geht ihre Zahl in die Hunderte. Nach dem Liebesouting eines Pfarrers in Stützenhofen (NÖ) richtet sich nun der Blick auf die heimlichen Kinder der Priester. Aktuellen Schätzungen zufolge dürfte ihre Zahl bei 500 liegen – Tendenz steigend. Und kaum jemand dürfte sie um ihr Leben beneiden.
Tägliche Heimlichtuerei, weil Papa ein Priester ist
Konservativen Schätzungen zufolge dürften 1.000 der 3.000 Priester in Österreich heimliche Liebes-Beziehungen haben und damit gegen den Zölibat verstoßen. Besonders dramatisch: In etlichen Fällen zeugen die kirchlichen Würdenträger Nachwuchs und bürden ihren Kinder damit ein Leben in Heimlichtuerei auf. „Es gibt eine erhebliche Zahl von Kindern, die einfach nicht wissen, wer ihr Vater ist“, erklärt Herbert Bartl, Wien-Chef des Vereins „Priester ohne Amt“.
Viele erfahren nie, wer ihr biologischer Vater ist
Etliche Priester-Kinder werden über ihre wahre Herkunft ein Leben lang im Unklaren gelassen. Ihnen wird erzählt, ihr Papa sei vor der Geburt gestorben, nicht wenige werden abgetrieben. „Es ist ein blödsinniges Leid, dass den Familien hier auferlegt wird“, so Bartl und fordert endlich das Ende des Zölibats.
Genau dafür tritt auch Peter Hurka, Vorsitzender der Plattform „Wir sind Kirche“ ein. Er ist sicher: „Die Zeit arbeitet für uns und für eine Normalisierung. Das gesellschaftliche Verständnis wird dem kirchlichen Verständnis helfen.“ Dana Müllejans
Lesen Sie auf der nächsten Seite im ÖSTERREICH-Gespräch: Herbert Bartl, Wien-Chef des Vereins "Priester ohne Amt"
ÖSTERREICH: Was denken Sie über den Zölibat?
Herbert Bartl: Das Gesetz ist völliger Unfug. Wenn jemand ehelos leben will, ist das natürlich in Ordnung. Wenn ein Priester das aber nicht möchte, ist es eine Anmaßung. Selbst in der Schöpfungsgeschichte wird ja erklärt, dass wir den Auftrag
haben, uns zu vermehren.
ÖSTERREICH: Viele Priester leben nicht zölibatär und zeugen Kinder, zu denen sie sich aber öffentlich nicht bekennen können. Wie hoch ist deren Leidensdruck?
Bartl: Es gibt eine erhebliche Anzahl von Kindern, die nicht wissen, wer ihr Vater ist. Einigen wird gesagt, dass ihr Papa verstorben ist, ein anderes Mal ist der Onkel der Papa. Es gibt auch Abtreibungen. Das muss endlich ein Ende finden.