"Ältere Lehrer sind zu teuer", sagt SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied. Sie baut auf ihr neues Dienstrecht.
Im Schnitt sind europaweit nur 58 Prozent aller Lehrer über 40 Jahre alt. In Österreich hingegen sind es satte 78 Prozent. Das zeigt die TALIS-Studie der OECD.
Hälfte in Pension
Um gegenzusteuern, rollt auf Österreichs
Lehrerschaft eine massive Pensionierungswelle zu. Ab dem Jahr 2012 soll
schrittweise innerhalb von 13 Jahren die Hälfte aller Pädagogen, also rund
60.000, in den Ruhestand geschickt werden.
Junge Rentner
Damit werden Lehrer also auch vor dem Erreichen des
60. Lebensjahres in die Pension verabschiedet. Denkbar ist ein
Gleitzeit-Modell. Die Pädagogen können frühzeitig gehen, kassieren aber
einen Teil des Gehaltes weiter.
Pläne für Dienstrecht
Das Bildungsministerium will für
Junglehrer ein neues Dienstrecht und eine neue Ausbildung installieren. Das
neue Dienstrecht soll ab dem Schuljahr 2010/2011 gültig sein. Die
wichtigsten geplanten Veränderungen für die Lehrer im Überblick:
- Mehr Gehalt: Die Einstiegsgehälter für junge Pädagogen sollen steigen.
- Weniger Plus im Alter: Die Gehaltskurve wird dafür im Laufe der Dienstzeit flacher.
- All-In-Verträge: Die Lehrverpflichtung soll generell erhöht werden. Aber: „Das Ziel ist es, vom Stunden- und Minutenzählen wegzukommen und auf sogenannte All-In-Verträge umzusteigen“, so das Ministerium.
- Leistungsorientiert: Die Bezahlung der Lehrer soll verstärkt leistungsorientiert ausfallen. Eine Experten-Gruppe erarbeitet bis Jahresende Vorschläge.
Überarbeitet
Die TALIS-Studie zeigt auch, wie viel
Österreichs Lehrer in einer normalen Schulwoche arbeiten. Im Schnitt stehen
sie wöchentlich 20 Stunden in der Klasse, mit Vorbereitungszeit kommt jeder
Lehrer pro Woche auf 43 Stunden. Europa-Schnitt: 39 Stunden.
Hier das ganze ÖSTERREICH-Interview mit SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied:
ÖSTERREICH: Österreichs Schüler sind unter den Teuersten in Europa, aber nicht unter den Klügsten. Warum?
Claudia Schmied: Das ist leider wieder eine Bestätigung, dass wir bei unserem Bildungssystem nach Versäumnissen früherer Jahre großen Aufholbedarf haben. Ich will die Reformen konsequent vorantreiben.
ÖSTERREICH: Wie wollen Sie den Koalitionspartner überzeugen, im Bildungsbereich mit Ihnen mitzugehen?
Claudia Schmied: Es muss gelingen, den Regierungspartner immer wieder – auch durch öffentlichen Druck – ins Boot zu holen. Und ich werde darauf pochen, dass der Finanzminister bei der Umsetzung der nächsten Maßnahmen stärker hinter mir steht.
ÖSTERREICH: Einen Teil der hohen Kosten im Bildungsbereich verschlingen die Lehrer: Österreichs Lehrer sind älter als in anderen Ländern. Was planen Sie hier?
Claudia Schmied: Klar ist: Durch die Biennalsprünge wird das System immer teurer, je älter die Lehrer werden. Das erklärt die steigenden Ausgaben. Mit der Lehrergewerkschaft habe ich schon erste Schritte ausverhandelt – Stichwort Zeitkonto und Altersteilzeit.
ÖSTERREICH: Hier muss man wohl weitere Wege finden, die für Lehrer den Weg in die Pension attraktiv machen.
Claudia Schmied: Hier muss gehandelt werden. Ab 2012 wird es zu massiven Pensionierungen kommen. Bis 2025 wird dann die Hälfte aller derzeitigen Lehrer in Pension gehen. Das hat natürlich entsprechend positive Beschäftigungseffekte für junge Lehrer.
ÖSTERREICH: In einer Studie bestätigen sich die Lehrer, dass sie überdurchschnittlich viel arbeiten. Es geht also um das Thema Überforderung. Wie wollen Sie das in den Griff bekommen?
Claudia Schmied: Die Studie gibt die Selbsteinschätzung der Lehrer wieder. Eine mögliche Erklärung für die hohen Vorbereitungszeiten ist, dass unsere Lehrer zu wenig miteinander arbeiten, zu wenig kooperieren. Der Weg der neuen Mittelschule ist daher richtig, denn da kommt Team-Teaching zum Einsatz. Das heißt, zwei Lehrer sind in der Klasse und unterstützen einander.
ÖSTERREICH: Gibt es schon eine Einigung zu den schulautonomen Tagen?
Claudia Schmied: Nein. Ich warte immer noch auf eine Einigung der Schulpartner.
ÖSTERREICH: Wann ist das Thema Schulmieten endlich definitiv geklärt?
Claudia Schmied: Hier wird auf Beamtenebene gearbeitet. Klar ist, dass die Mieten-Stundung meine Budgetprobleme auf Dauer nicht löst. Intensive Budgetverhandlungen für 2011 stehen also bevor.
ÖSTERREICH: Werden Sie da härter mit dem Finanzminister verhandeln?
Claudia Schmied: Ja. Wir arbeiten schon jetzt an einer mittelfristigen Budgetprognose. Die nächsten Verhandlungen werden wieder gründlich vorbereitet. Da gibt es auch einen Lerneffekt meinerseits: Ich werde noch stärker darauf pochen, dass der Finanzminister eingebunden ist, mehr Geld zur Verfügung stellt und vor allem Strukturreformen mitträgt.