Ein Neonazi steht dringend unter Verdacht, die Bombenserie mitzuverantworten.
Kein Ende der Spekulationen um die Briefbomben-Attentate: Immer mehr Fakten tauchen auf, die dafür sprechen, dass Franz Fuchs kein Einzeltäter war.
Vergangene Woche berichtete ÖSTERREICH von einem Bombenopfer mit Zweifeln am Ermittlungsresultat. Maria Loley (85), die sich um Flüchtlinge kümmert, wurde 1995 von einer Bombe schwer verletzt. Nun beantragte sie die Wiederaufnahme der Polizeiarbeit. Loley stützt sich dabei auf die Recherchen des ehemaligen Ermittlers Rudolf Huber. Er sammelte akribisch über Jahre Indizien, die offensichtlich nahelegen, dass es zumindest einen weiteren Täter geben muss.
Auch die Opfer glauben nicht an einzelnen Täter
Seit diesem
Artikel in ÖSTERREICH ist die Aufregung um die Terrorwelle stark
angestiegen. Immer mehr Opfer verlangen nun restlose Aufklärung:
- Am Dienstag sagte Dagmar Koller, deren Ehemann Helmut Zilk 1993 bei einem Anschlag drei Finger verlor: „Mein Mann hat immer schon gesagt, es muss weitere Täter geben.“ Mehr wolle sie nicht mehr sagen, denn die Wunde nach dem Verlust ihres Mannes ist immer noch viel zu groß.
- Auch Lojze Wieser, ein Klagenfurter Verleger, der 1994 eine Briefbombendrohung bekam, hält die Einzeltätertheorie für „schwer denkbar“.
- Die Grünen-Politikerin Madeleine Petrovic war Adressatin einer Briefbombe: „Ein absolut sicheres Gefühl, das alles getan wurde, habe ich nicht“.
- Mahmoud Abou-Roumie, der Gemeindearzt von Stronsdorf in NÖ, wurde von einer Bombe an der rechten Hand verletzt: „Ich bezweifele, dass Franz Fuchs alleine war.“
Dieser Meinung ist auch der ehemalige Sonderermittler Rudolf Huber. Ihn lässt die Geschichte nicht los. Wie ÖSTERREICH berichtete, wird ein amtsbekannter Rechtsextremist mit dem Bombenterror in Verbindung gebracht. Der 74-jährige Otto B. soll demnach das Hirn der Bombenserie gewesen sein. Sein Hass auf Ausländer und die Schreibweise, mit der er diesen verbreitet, sowie sein historisches Wissen ähneln den Bekennerschreiben auffallend.
Verdächtiger war immer in der Nähe der Briefbomben
Im
aktuellen Falter wird aus der Justizakte zitiert. Ex-Ermittler Huber
beschreibt darin sehr auffällige Verbindungen von Otto B. zu den Anschlägen.
Immer wenn eine Bombe hochging, war B. in der Nähe. Sogar im Ausland, als
eine Bombe in der Pro7-Redaktion bei Moderatorin Arabella Kiesbauer
auftauchte, war B. dabei. Dafür gibt es viele Beweise.
Jetzt bekommen die Ermittlungen auch eine politische Dimension. Der Grünen-Abgeordnete Peter Pilz ist für eine rasche Bildung einer Kommission wie im Fall Natascha Kampusch: „Das ist der wichtigste Fall des rechtsextremen Terrors in Österreich. Solange der berechtigte Verdacht besteht, dass hier nicht alles aufgeklärt wurde, soll man das machen“ (siehe Interview).
Am 3. Dezember 1993 begann die blutige Terrorserie mit insgesamt 25 Bomben. Heute, knapp 16 Jahre später, bröckelt die Einzeltätertheorie.
Der Grüne Peter Pilz fordert eine Expertenkommission wie im Fall Kampusch und verlangt, dass das Parlament sich mit den neuen Tätertheorien befasst.
ÖSTERREICH: Glauben auch Sie an einen weiteren Täter im
Briefbomben-Fall?
Soll man jetzt eine Kommission bilden – wie eben im Fall Kampusch?
Also eine Kontrollinstanz gehört auf jeden Fall installiert?
Viele Opfer haben schon seit langer Zeit gesagt, es gibt mehrere
Täter – warum kommt das erst jetzt auf?
Was könnte da der Hintergrund sein?
Glauben Sie, wird es jemals eine komplette Aufklärung geben?
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