Grüner Ex-Partei-Promi im Visier der Ermittler
8 Beschuldigte in Wiener Korruptionskrimi
16.09.2019
Bis zu zehn Jahre Haft drohen den acht Tatverdächtigen: Bei den Korruptionsermittlungen in der Wiener Magistratsabteilung 21A (Flächenwidmung) finden sich jetzt die Namen prominenter Grün-Politiker.
"Bei den acht Beschuldigten in diesem Verfahren sind sieben Personen und ein Verband", bestätigt der Sprecher der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Dr. René Ruprecht die aktuellen Berichte der Tageszeitung ÖSTERREICH über die Ermittlungen im Wiener Magistrat.
In der Magistratsabteilung MA 21A, die von einem engen Vertrauten und früheren Büromitarbeiter der im Juni zurückgetretenen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) geführt wird, sind vor wenigen Wochen still und heimlich zahlreiche Akten sichergestellt worden. Über den tatsächlichen Stand der Ermittlungen schweigt die Staatsanwaltschaft. Allerdings erfuhr ÖSTERREICH aus der Justiz: Es geht um den Verein "S2ARCH", den Trägerverein des Charity-Projekts "Ithuba".
Mit diesem Verein werden seit 2004 Spendengelder für Schulprojekte in Südafrika gesammelt, jahrelang war der prominente Wiener Grüne Christoph Chorherr Kopf dieses Vereins. Und es existiert dazu auch seit März dieses Jahres ein extrem kritischer Bericht des Wiener Stadtrechnungshofs über die Bewilligung von hohen Steuergeld-Summen für diesen privaten Verein.
Dass in der Causa "Ithuba" nun ausgerechnet in jener Magistratsabteilung ermittelt wird, die Flächenwidmungen genehmigt oder verwehrt, ist brisant: Immerhin war der Grün-Politiker Chorherr jahrelang in diesem Bereich tätig und verhandelte mit fast allen bekannten Wiener Immobilien-Entwicklern. Etwa auch bei dem höchst umstrittenen Heumarkt-Turm-Projekt: So sagte Chorherr am 1. Juni 2012 in einer Gemeinderatssitzung, dass er "sehr intensiv bei diesem Projekt dabei war".
Interessant: Wenige Monate zuvor hatte die Wiener Investmentfirma "Ithuba-Capital" - ganz zufällig heißt auch Chorherrs Verein so - unter dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden T. 100.000 € an den Charity-Verein "Ithuba" des prominenten grünen Politikers überwiesen. T. wurde dann wenig später österreichweit als Eigner der "Wertinvest" bekannt, die das Heumarkt-Turm-Projekt betreibt. Die damalige Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) hat dann gegen Proteste der grünen Basis ein "Okay" für den Bau durchgeboxt . . .
Von den Grünen, die aktuell "Anstand" und "Transparenz" plakatieren, will sich aktuell niemand zum Korruptionskrimi äußern: Weder ihr Spitzenkandidat Werner Kogler noch die Wiener Vizebürgermeisterin Birgit Hebein reagierten auf Interview-Anfragen von ÖSTERREICH. Auch Christoph Chorherr, der laut eigenen Angaben jetzt einen bekannten Bauunternehmer berät, wollte keine Stellungnahme abgeben.
Den Beschuldigten drohen übrigens wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs, der Bestechlichkeit und der Bestechung bis zu zehn Jahre Haft.