Bei Rauchverbots-Hearing im Parlament beeindruckte Rede einer 17-Jährigen die Mandatare.
Wien. Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FP) liefert sich seit Amtsantritt einen Schlagabtausch in Sachen Nichtraucherschutz mit Vorgängerin Pamela Rendi-Wagner (SP) und der übrigen Opposition. Jetzt verschaffen sich in der hitzigen Debatte auch jene Gehör, die sich von der Entscheidung der türkis-blauen Regierung, das Rauchverbot zu kippen, am meisten geschädigt sehen: die Jugendlichen.
Appell. So saß am Dienstag im Parlament unter den von den Parteien nominierten Experten im öffentlichen Hearing des Gesundheitsausschusses zum „Don’t smoke“-Volksbegehren auch die 17-jährige Katalin Widmann aus Purkersdorf. Die Schülerin, die sich beim Parlamentsausschuss als Vertreterin der Jugend sah, appellierte in ihrer Rede an Hartinger-Klein: „Gehen Sie keine Kompromisse bei unserer Gesundheitsvorsorge ein.“ Ihre Generation sei am stärksten von der Aufhebung des Rauchverbots in Lokalen betroffen.
"Alternative zu Rauch ist die soziale Vereinsamung"
Widmann hatte in einer vorwissenschaftlichen Arbeit das Rauchverhalten 15-jähriger Österreicher mit jenen in Australien, wo sie ein Jahr verbrachte, verglichen. Nach ihrer Rückkehr habe der Niederösterreicherin jedes Verständnis für das Rauchverhalten ihrer Freunde gefehlt, wie sie erzählt. Denn während in Australien nur 3 Prozent aller 15-Jährigen täglich rauchen, seien es in Österreich 15 Prozent. „Australien ist ein Paradebeispiel dafür, welch positive Auswirkungen eine rauchfreie Gastronomie haben kann“, so Widmann.
Dann wandte sich die „strikte Nichtraucherin“ an den FPÖ-Experten, Szenewirt und Rauchverbotsgegner Heinz Pollischansky: „Als Jugendliche zu sagen, wo geraucht wird, gehe ich nicht hin, funktioniert nicht. Ich habe sicher kein Selbstbewusstseinsproblem, aber wenn ich das mache, bleibt mir nur die soziale Isolation.“
16-Jährige klagte vor VfGH gegen Kippen des Verbots
Widmann ist aber nicht die Einzige, die dieser Tage ihre Stimme für den Nichtraucherschutz erhebt. Die 16-jährige Chiara Pallua ging vor den Verfassungsgerichtshof (VfGH) und hofft, so das Rauchverbot in der Gastronomie wieder zurückzuholen. Eine Entscheidung wird diese Woche erwartet.
(fis)
Katalin Widmann (17) im Interview:
"Regierung pfeift auf Gesundheit der Jugend"
Die 17-jährige Katalin Widmann trat im Gesundheitsausschuss als Expertin auf.
ÖSTERREICH: Wenige 17-Jährige werden als Experten in Parlamentsausschüsse geladen. Warum setzen Sie sich so für das Rauchverbot ein?
Katalin Widmann: Ich halte es aus gesundheitspolitischer Sicht für völlig unverantwortlich, wie diese Regierung handelt. Ich wollte dazu als junger Mensch Stellung nehmen, weil es beim „Don’t smoke“-Volksbegehren ja vor allem auch um die junge Generation geht. Da geht es um unsere Gesundheit, und ich setze mich als regelmäßige Passivraucherin dafür ein, dass in der Gastronomie nicht mehr geraucht wird.
ÖSTERREICH: Die Regierung pfeift also auf die Gesundheit der Jugend?
Widmann: Ja, das kann man ihr eindeutig vorwerfen.
ÖSTERREICH: Anlass für Ihr Engagement war ein Aufenthalt in Australien?
Widmann: Als ich von meinem Auslandsjahr zurückgekommen bin, habe ich den extremen Unterschied gemerkt. In Österreich wird toleriert, dass Jugendliche rauchen. Dort wird man komisch angeschaut. Der größte Unterschied ist, dass das Rauchen in Australien mit Gesetzen erfolgreich erschwert wird.
Hochspannung vor VfGH-Urteil: Entscheidung zu Rauchverbot naht
Klage. Zwei Gastronomen, eine 16-jährige Schülerin und die Wiener Landesregierung klagten vor dem Verfassungsgerichtshof (VfGH) gegen die Aufhebung des generellen Rauchverbots in der Gastronomie. Diese Woche wird mit einer Entscheidung der Höchstrichter gerechnet. Experten gehen davon aus, dass sie zugunsten der Kläger entscheiden werden.