Ein Jahr danach

Ibiza: Was wussten Verfassungsschutz & Bundeskriminalamt?

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Zum „Ibiza-Jahrestag“ zeigen neue vertrauliche Protokolle: Die Tätergruppe hatte beste Kontakte zur Exekutive – und zu zwei Parteien.

Wien. Die Spurensuche in einem der größten Politkrimis der 2. Republik ist nicht einfach: Die Täter hatten ein Drehbuch für die gesamte Organisation der Videofalle.
 

Die erste Spur führt 
direkt in die Exekutive

Financiers. Bereits zwölf Tatverdächtige der unteren und mittleren Ebene des Netzwerks wurden aufgespürt. Und dank neuer Zeugenaussagen aus Abhör- und Vernehmungsprotokollen der „Soko Ibiza“ zeigen sich jetzt immer deutlicher Spuren zu drei verschiedenen Gruppen von möglichen Hintermännern – also zu jenen Drahtziehern, die das Video vielleicht bei dem Wiener Rechtsanwalt M. und dessen Bekannten, dem Detektiv H., in Auftrag gegeben und mit mehreren Millionen Euro ­finanziert haben.
 
Politbombe. „Egal, was passiert, er hat sofort Info. Hochrangige BKA. Verstehst du?“, sagt der mögliche Mittäter K. in einem Abhörprotokoll über seinen Bekannten, Detektiv H. Und bei einer Zeugeneinvernahme ist nachzulesen: „K. sagte, dass er die Informationen von Detektiv H. bekommen hat. Dieser wäre ein V-Mann (Verbindungsmann) des Bundeskriminalamts (BKA) gewesen.“
 
Die Sicherheitsfirma, in der H. tätig war, hat auch zahlreiche Aufträge für die Exekutive erledigt – und sei dafür gut bezahlt worden. Die Abgeordneten im Ibiza-Untersuchungs­ausschuss werden dieser Spur nachgehen. Bestätigt sich die Verwicklung des Verfassungsschutzes (BVT) oder des BKA in die Causa Ibiza, wäre das eine Politbombe. Das würde bedeuten, dass eine Spur ins Innenministerium führt.
 

Die zweite Spur führt zu Milliardär Haselsteiner

Motiv. Sowohl aus dem Umfeld der Neos als auch aus der SPÖ bestätigten prominente Zeugen vor der „Soko Ibiza“, dass ihnen das Videomaterial schon 2018 zum Kauf angeboten worden ist. So meinte Mittäter K. in einem Abhörprotokoll: „Der Erste, dem dieses Video angeboten worden ist, um 1,5 Millionen Euro, glaube ich, war Haselsteiner. (…) Doch die haben gesagt, dass es zu heiß ist.“
 

Mittäter in U-Haft legt Spur Nr. 3 zu Promi-Anwalt

Advokat. In einem Protokoll über den Lauschangriff auf einen der mutmaßlichen Mittäter finden sich auch weitere Indizien, dass ein bekannter Wiener Jurist zumindest Mitwisser der Aktion war. Er hätte beste Kontakte zum geständigen Anwalt M., und er bot dem nun inhaftierten K. per E-Mails die juristische Vertretung an.
 
Nach all den Enthüllungen über die kriminelle Aura einiger Tatverdächtiger, über bezahlte Goldmünzen sowie Nötigungsversuche glaubt jedenfalls kaum noch jemand, dass dieser Coup ein „zivilgesellschaftlich motiviertes Projekt“ gewesen ist, wie Anwalt M. meinte.
 

35 Ermittlungsverfahren im Ibiza-Krimi

Erpressung, Nötigung, Drogenbesitz: Die Ibiza-Bande hat fünfmal mehr Verfahren als HC Strache am Hals.
 
Seit Monaten vernehmen die Staatsanwaltschaft Wien und die „Soko Ibiza“ des Bundeskriminalamts Zeugen. Mittlerweile gibt es 35 Ermittlungsverfahren rund um den Ibiza-Krimi. Einer der Hauptverantwortlichen, der Detektiv H., wird mittlerweile per internationalem Haftbefehl gesucht, berichtet das Aufdecker-Portal eu-infothek.com. (rs)
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