'Es gibt immer nur Aufregung, wenn die Volkspartei unterstützt wird' – Zudem arbeitete Kurz im Ö3-Interview das 'Ibiza-Video' und die folgenden Ereignisse auf.
Wien. ÖVP-Chef und Ex-Kanzler Sebastian Kurz hat die Kritik im Zusammenhang mit Großspenden an die ÖVP zurückgewiesen. "Es gibt immer nur Aufregung, wenn die Volkspartei unterstützt wird", sagte Kurz am Sonntag in der Ö3-Interviewreihe "Frühstück bei mir".
Bundespräsident Alexander Van der Bellen habe im Wahlkampf rund drei Millionen Euro an Spenden lukriert, ohne dass es den Vorwurf der Käuflichkeit gegeben habe. Auch die NEOS hätten vom Industriellen Hans Peter Haselsteiner über zwei Millionen Euro an Spenden bekommen, so Kurz: "Niemals gab's hier einen Vorwurf oder eine Diskussion darüber". Die ÖVP melde alle Spenden, die sie erhält ordnungsgemäß dem Rechnungshof, "so wie das gesetzlich vorgesehen ist".
Zudem arbeitet Kurz im Ö3-Interview das "Ibiza-Video" und die folgenden Ereignisse auf: Er habe sich oft die Frage gestellt, "hätte ich all das wissen müssen?", sei aber zum Schluss gekommen, dass er diese Dinge nicht wissen konnte. Das Video selbst habe ihn und sein Team "erschlagen". Es sei ein "Schock" gewesen und habe sich "unwirklich angefühlt". Er sei "enttäuscht" gewesen, da dadurch die ganze Regierungs-Zusammenarbeit zerstört worden sei. Betroffen mache ihn auch, dass derzeit "dubiose Verschwörungstheorien" kursierten. "Manche gehen sogar so weit, dass sie E-Mails fälschen", meinte Kurz in Bezug auf jene E-Mails, die vor Kurzem bekannt geworden waren und ihm unterstellten, vom "Ibiza-Video" schon länger gewusst zu haben.
Das Gespräch mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nach Bekanntwerden des "Ibiza-Videos" sei "emotional" gewesen, berichtet der ÖVP-Chef: "Die ganze Situation war eine höchst schwierige." Seitdem habe er einmal mit Strache telefoniert. Dem ehemaligen FPÖ-Chef würde er nicht raten, in die Politik zurückzukehren, so Kurz: "Das ist aber nicht meine Entscheidung."
Das sagt Kurz zu einer Koalition mit FPÖ
Angesprochen auf die Möglichkeit einer Koalition mit den Freiheitlichen nach der Wahl, meinte Kurz, dass er im Moment das Gefühl habe, dass bei Teilen der FPÖ "nicht die richtigen Lehren gezogen wurden". "Schauen wir, welcher Teil sich in der FPÖ durchsetzt." Den oftmals geäußerten Vorwurf, er habe die FPÖ "salonfähig" gemacht, wies er vehement zurück. Den Begriff "salonfähig" halte er zudem für "dekadent", denn jede gewählte Partei sei demokratisch legitimiert.