Die Polizei hat diese Woche beim Österreichischen Tierschutzverein eine Razzia in Salzburg und Wien durchgeführt.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher, bestätigte am Freitag einen Bericht der "Salzburger Nachrichten". Anlass ist eine anonyme Anzeige, in der einem Spitzenfunktionär unter anderem die Veruntreuung von Spendengeldern vorgeworfen wird.
Bei der Staatsanwaltschaft eingelangt ist die anonyme Sachverhaltsdarstellung bereits Mitte Dezember 2017, wenige Wochen später sei das Landeskriminalamt mit Ermittlungen beauftragt worden, sagte Neher zur APA. In dem mehrseitigen Schreiben seien ganz konkrete Sachverhalte beschrieben, durch die der Verein einen finanziellen Nachteil erlitten habe. "Es geht hier um einige 100.000 Euro." Im Mai habe man schließlich Bankauskünfte eingeholt. Nachdem diese ausgewertet wurden, habe man den Antrag auf Hausdurchsuchungen gestellt, der am 7. September vom Gericht bewilligt wurde.
In einer koordinierten Aktion sind dann am Dienstag dieser Woche die Zentrale in Wien und das Büro in Salzburg durchsucht worden. "Es wurden zahlreiche Akten und Datenträger sichergestellt, die jetzt alle ausgewertet werden müssen", bestätigte der Salzburger Polizeisprecher Michael Rausch der APA.
In der Anzeige wird dem Spitzenfunktionär unter anderem die zweckwidrige Nutzung mehrerer Autos aus dem oberen Preissegment zum Schaden des Tierschutzvereins vorgeworfen. Außerdem soll er Sparbücher aus Erbschaften für sich einbehalten bzw. zu seinen Gunsten aufgelöst haben. Zudem wird ihm angelastet, eine vom Verein finanzierte Wohnung privat genutzt zu haben. Schließlich ersuchten die Anzeiger, die mit "Tierfreunde" gezeichnet haben, die Staatsanwaltschaft "dringend zu genauen Untersuchungen wegen des Verdachts von Erbschaftsunterschlagungen zum Nachteil des ÖTV als Begünstigten".
Der Funktionär wies gegenüber der APA sämtliche Anschuldigungen zurück. Er vermutet hinter dem Schreiben "irgendeines Schmutzfinken" einen ehemaligen Mitarbeiter, von dem man sich vor einiger Zeit habe trennen müssen. Derartige Anzeigen seien im Tierschutz leider normal. "Der Tierschutz hat viele Gegner und ist auch untereinander zerstritten. Ich bin in meinen 40 aktiven Jahren vier oder fünf Mal angezeigt worden, und nie ist etwas rausgekommen." Einmal hätte eine Staatsanwältin zwei Jahre gegen den Verein ermittelt, dann habe sich herausgestellt, dass die Frau Jägerin ist, "und Jäger und Tierschützer sind sich nicht ganz grün". Das Verfahren sei letztlich eingestellt worden.
Die Hausdurchsuchungen selbst bezeichnete der Tierschützer als "völlig überschießend". In Wien hätten acht schwer bewaffnete Polizisten das Haus gestürmt und "vom Dach bis zum Keller auf den Kopf gestellt". Sämtliche Ordner und Unterlagen seien einfach auf den Boden geworfen worden. "Es hat ausgesehen wie nach einem Bombentreffer. Wir haben die Mitarbeiter nach Hause geschickt, weil wir derzeit arbeitsunfähig sind."
Nach Angaben des Funktionärs wird der Verein derzeit von etwa 100.000 Gönnern in Österreich unterstützt, die ein bis zwei Mal im Jahr im Schnitt zehn bis 15 Euro spenden. Der Verein betreibt mit den Geldern unter anderem Tierheime, Gnadenhöfe und nach eigenen Angaben die einzige österreichweite Tierrettung.