SP-Chefin im Interview

Rendi: 'Politik ist immer noch Männerdomäne'

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Nach Krisen-Sitzung und Debatte um sie als Spitzen-Kandidatin geht Rendi in die Offensive.

 

Es hat heftig rumort in der SPÖ die ganze Woche über. Grund für die heftigen Debatten vor und hinter verschlossenen Türen – und eine deshalb einberufene Krisensitzung der Roten am Donnerstag – waren Personalfragen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner meint nun, dass Entscheidungen eines Mannes wohl weit weniger hinterfragt worden wären. „Ich bemerke tatsächlich, dass man Personalentscheidungen von mir viel kritischer diskutiert als jene von meinen männlichen Vorgängern“, sagt sie im Interview mit ÖSTERREICH.

Nun müsse sich die Partei aber darauf konzentrieren, „sozialdemokratische Antworten auf die konkreten Sorgen der Menschen zu geben“.

ÖSTERREICH: In den letzten Wochen hat die SPÖ Personaldebatten halb öffentlich geführt. Sie wollen das jetzt beenden. Wird sich Ihre Partei daran halten?

Pamela Rendi-Wagner: Es gibt nur eine mögliche Antwort für die nächsten Monate und die Zeit danach: Wir müssen alle geschlossen daran arbeiten, Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen und sozialdemokratische Antworten auf die konkreten Sorgen der Menschen zu geben. Die Menschen wollen wissen, ob sie sich Wohnungen leisten können, ob die Pflege für die Oma gesichert ist und nichts über innerparteiliche Personalstrukturen hören. Es macht einen Unterschied, wer ein Land führt. Das ist meine Botschaft.

ÖSTERREICH: Sie meinten, bei einer Frau würden Personalentscheidungen in der Politik stärker hinterfragt als bei Männern. Ist die SPÖ zu machohaft für eine Frau an der Spitze?

Rendi-Wagner: Das ist keine Frage der Partei, das ist ein Symptom der Politik generell. Politik war über Jahrhunderte eine klassische Männerdomäne und ist es teilweise immer noch. Ich bemerke tatsächlich, dass man Personalentscheidungen von mir in der Öf­fentlichkeit, aber auch in der Partei – wer mein Bundesgeschäftsführer, wer mein Wahlkampfleiter ist – viel kritischer diskutiert als jene von meinen männlichen Vorgängern. Ich habe meine Entscheidungen getroffen und diese haben genauso respektiert zu werden wie jene von Männern.

ÖSTERREICH: Ist das jetzt ein Appell an Ihre Partei, Frauen nicht anders zu behandeln?

Rendi-Wagner: Es ist ein Appell an die Politik insgesamt, aber auch an die eigenen Parteikollegen. Gerade die Sozialdemokratie sollte und muss in diesen Fragen mit gutem Beispiel vorangehen. Von der Sozialdemokratie erwarte ich mir hier höhere Maßstäbe.

ÖSTERREICH: Sie haben mit Christian Deutsch einen engen Vertrauten von Ex-Kanzler Faymann zum Wahlkampfleiter gemacht. Ist das auch ein Versuch, die Blessuren vom Mai 2016 in Teilen der SPÖ zu heilen?

Rendi-Wagner: Der einzige Grund, warum ich Christian Deutsch geholt habe, ist, dass er ein erfahrener Wahlkampfmanager ist, der die Partei gut kennt. Das sind Eigenschaften, die wir für den Wahlkampf brauchen.

ÖSTERREICH: Man hatte zuletzt den Eindruck, die SPÖ werde zur Anti-Kurz-Gebetsliga. Jetzt wollen Sie Inhalte forcieren, oder?

Rendi-Wagner: Ja, die derzeitige Phase ist auch eine Chance. Wir wollen so schnell wie möglich den Nichtraucherschutz durchsetzen. Gesundheit darf keine Frage von parteipolitischen Spielen sein. Da fühle ich mich als Ärztin der Gesundheit der Menschen, der Kinder zu sehr verpflichtet. Wir wollen aber nach dem Ibiza-Video, in dem Strache von Wasserprivatisierung geredet hatte, auch einen Antrag zum Schutz unseres Wassers ins Parlament einbringen, damit es nicht zu gefährlichen Privatisierungen un­seres Trinkwassers kommen kann.

ÖSTERREICH: In Umfragen liegt die SPÖ 15 Prozentpunkte hinter der ÖVP. Kann man das noch drehen?

Rendi-Wagner: Wir werden auf die Menschen zugehen und ihnen die Antworten auf ihre Fragen geben. Mit Mut und Entschlossenheit werden wir das Ruder wieder ­herumreißen. Die SPÖ wurde schon oft vorzeitig abgeschrieben und hat dann Wahlen gewonnen.

ÖSTERREICH: Wer regiert mit wem nach der Wahl? Derzeit wirken alle verfeindet.

Rendi-Wagner: Zuerst entscheiden die WählerInnen über die Mehrheitsverhältnisse. Wir schließen mit keinem außer dieser FPÖ eine Koalition aus. Wir werden mit allen Gespräche führen.

Isabelle Daniel

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