Selbstkritik vor dem Ibiza-Jahrestag

Strache im Interview: "Ja, ich war zu unvorsichtig"

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Selbstkritik vor dem Jahrestag des Ibiza-Skandals: HC Strache (50) zieht in einem sehr persönlichen Gespräch Bilanz über ein heftiges Jahr. Er spricht über seine Fehler - und sein Comeback.

Vor knapp einem Jahr, am 17. Mai 2019, ist das bekannte Ibiza-Video in den Medien aufgetaucht. Von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache kommt jetzt erstmals in dieser Deutlichkeit Kritik an den eigenen Fehlern. Und er ist auch sauer auf die türkis-grüne Koalition: "Der Bundesregierung liegt nichts an der Aufklärung des Ibiza-Krimis."

oe24:  Fast ein Jahr danach – glauben Sie noch, dass irgendwann aufgeklärt wird, wer diesen ganzen Ibiza-Krimi finanziert hat?

HC Strache: Ich hoffe natürlich auf restlose Aufklärung, befürchte aber, dass die korrekte Aufarbeitung dieser jahrelang geheimdienstlich geplanten und mit hoher krimineller Energie umgesetzten Aktion nicht im Interesse der Regierung liegt. Die mutmaßlichen Ibiza-Fallensteller sollen ja angeblich auch zum Teil V-Leute des Innenministeriums gewesen sein.

"Ärgere mich über mich selbst, aber ich habe ein reines Gewissen"

oe24: Nach dem Absturz 2019: Kommt manchmal der Selbstvorwurf, zu wenig vorsichtig gewesen zu sein?

HC Strache: Mit Sicherheit war ich zu unvorsichtig. Und ich ärgere mich maßlos über mich selbst, damals in diese Falle gegangen zu sein. Aber ich habe ein reines Gewissen. Und wie Journalist Obermayer in seinem Buch schreibt, habe ich im Kontext alle rechtswidrigen Angebote konsequent abgelehnt.
Mein Verhalten auf Ibiza ist im Sinne einer Selbstreflexion teilweise natürlich sehr kritisch zu sehen, aber ich habe nichts Rechtswidriges gemacht und das kann mir auch niemand vorwerfen. Dies ist wohl auch der Grund, warum der Staatsanwaltschaft und mir bis heute nicht das 7-Stunden-Video ­gezeigt wird, denn das wäre eine umfassende Entlastung für mich.

"Schock - dann kam die Sorge um die Familie dazu"

oe24: Zu den Tiefschlägen kam auch ein wirtschaftlicher Schaden – wie hoch schätzen Sie diesen ein? Was kosteten die Anwälte bisher?

HC Strache: Zunächst musste ich den ersten Schock überwinden. So eine perfide und verleumderische Falle und dieses auf 4 Minuten mit 13 Schnitten manipulativ bearbeitete Video muss man erst einmal verarbeiten. Dann kam die Sorge um meine Familie dazu und schlussendlich die große Enttäuschung gegenüber meinen ehemaligen Mitstreitern. Zum Glück habe ich treue Freunde. Natürlich sind die monatlichen Kosten für Anwälte ein finanzieller Aufwand, der einen an den Rand der wirtschaftlichen Belastbarkeit bringen kann. Zum Glück aber habe ich mich als Unternehmer erfolgreich positionieren können, um diese Belastung zu stemmen.

oe24: Zur Zukunft: Sie treten bei der Wien-Wahl als Spitzenkandidat an, wie viel Prozent wären ein Erfolg?

HC Strache: Bei allem Optimismus muss man realistisch sein. Die Bäume werden im Oktober in Wien nicht in den Himmel wachsen. Derzeit fehlt eine starke Opposition an der Seite der Bürgerinnen und Bürger. Und genau als solche werden wir uns posi­tionieren. Ein gutes zweistelliges Ergebnis über 10 % in Wien ist ein sehr ambitioniertes Ziel, das ich aber für möglich halte.

oe24: Und wie wird die neue Partei künftig heißen?

HC Strache: Den endgültigen Namen unserer Bürgerbewegung und viele andere diesbezügliche Details werden wir ab Mitte Mai rund um das 65-Jahr-Jubiläum der Unterzeichnung des Staatsvertrages präsentieren. Was ich aber bereits verraten kann, ist, dass das Motto dieser Präsentation in Anlehnung an Leopold Figl lauten wird: „Österreich bleibt frei!“.
 

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