Im Koalitionspakt stehen Details, die bei der grünen Basis nicht gut ankommen dürften. – Alle Infos zur offiziellen Präsentation des türkis-grünen Regierungsprogrammes gibt es HIER im oe24-Live-Ticker.
oe24-Live-Ticker
Kurz & Kogler präsentieren türkis-grünes Regierungsprogramm
Deutsche Grünen begrüßen Türkis-Grün, aber nicht Vorbild
Der deutsche Grünen-Chef Robert Habeck hat die türkis-grüne Koalition in Österreich begrüßt, sieht darin aber nicht von vornherein ein Vorbild für Schwarz-Grün in Deutschland. "Die Regierungsbildung eins zu eins auf ein Deutschland nach einer Bundestagswahl zu übertragen, ist falsch", erklärte Habeck am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
© Hendrik Schmidt / dpa / AFP
Die deutschen Grünen seien "in wesentlichen Politikfeldern weit von CDU und CSU entfernt", so Habeck. Aufgabe der deutschen Grünen sei es, "die Union herauszufordern", erklärte Habeck. "Die Handlungsunfähigkeit der Bundesregierung geht in vielen Bereichen auf die Ermattung und Lähmung der Union zurück." Der Parteichef verwies darauf, dass die Grünen in Österreich "ihr gutes Ergebnis in einem Wahlkampf gegen die ÖVP erzielt" hätten.
Habeck äußerte Respekt für die Entscheidung der österreichischen Grünen, an der Seite der ÖVP in die Regierung einzutreten. Die Grünen hätten die ÖVP in den Koalitionsverhandlungen "aus der Ecke mit Rechtspopulisten rausführen" müssen, erklärte er. "Den österreichischen Grünen gebührt also großer Respekt, dass sie sich der Verantwortung gestellt haben, um die ÖVP ins demokratische Zentrum zurückzubringen und Österreich eine neue Gestaltungsoption zu geben."
Steuern: Reform kommt, CO2-Bepreisung offen
Das Regierungsprogramm enthält zwar ein Bekenntnis zur "Kostenwahrheit bei den CO2-Emissionen" ab 2022. Welches Modell für eine "CO2-Bepreisung" gewählt wird (bestehende Abgaben oder nationaler Emissionshandel) bleibt aber offen. Hierzu soll es eine "Task Force ökosoziale Steuerreform" unter Leitung des Umwelt- und des Finanzministeriums geben. Versichert wird, dass das keine Mehrbelastung für Private bringen soll. Die Flugticketabgabe wird auf 12 Euro vereinheitlicht (also für Kurz- und Mittelstreckenflüge teurer, für die Langstrecke billiger). Die NoVA soll "ökologisiert" werden, also neu berechnet und der Deckel für teure Autos gestrichen. Flugkerosin und Schiffsdiesel soll international oder auf EU-Ebene besteuert werden. Dort will man sich auch für CO2-Zölle einsetzen. "Ökologisiert" werden soll auch die Lkw-Maut und das Pendlerpauschale.
Werner Kogler ist am Wort
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Kogler wünscht sich die "Fusionierung von Ökologie und Ökonomie", verweist, jedoch daraufhin, dass dafür Kompromisse geschlossen werden müssen. "Bei den Verhandlungen haben weder die Grünen, noch die ÖVP 'gewonnen'. Österreich hat dabei gewonnen", blickt Kogler optimistisch in die Zukunft.
Koalition: Salzburgs Grüne sprechen von Brückenschlag
Der Landessprecher der Salzburger Grünen, LHStv. Heinrich Schellhorn, bezeichnete das türkis-grüne Regierungsprogramm als Brückenschlag zwischen den beiden Parteien. "So unterschiedlich unsere Schwerpunkte sind, so ist auch das Programm unterschiedlich geprägt", meinte er in einer Stellungnahme gegenüber der APA.
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"Mir ist es wichtig, dass Österreich beim Klimaschutz Vorreiter werden will und hier in den kommenden Jahren die Weichen für ein klimaneutrales Österreich gestellt werden, dafür wurden die Grünen auch gewählt. So sind ein Photovoltaik-Programm und eine Nahverkehrsmilliarde wichtige Schritte dazu", sagte Schellhorn. Im Sozialbereich werde es einen Schwerpunkt gegen Kinderarmut geben, und auch in der Pflege brauche es neue Wege und Maßnahmen, wie eine Personaloffensive und eine bessere Unterstützung und Absicherung der pflegenden Angehörigen. "Hier wird es neue Projekte und Initiativen geben."
Kritik an den Eingeständnissen der Grünen gegenüber der ÖVP gab es in der schriftlichen Stellungnahme keine.
Türkis-Grün strebt grundlegende Pflege-Reform an
Sebastian Kurz hebt als weiteren wichtigen Punkt des neuen Regierungspaktes zwischen Türkis-Grün, eine Reform im Pflegebereich vor. Beim Thema Pflege bleibt vieles auf den ersten Blick vage. Zwar gibt es ein Bekenntnis zu einer gesamtheitlichen Reform und einer Personaloffensive für Pflegeberufe, auch soll ein Pflege-Daheim-Bonus eingeführt werden. Hinweise auf die konkreten Ausgestaltungen finden sich aber keine. Pflege-Reform: Die steigende Zahlen der Pflegebedürftigen bzw. die demografische Entwicklung macht eine Reform der Pflege notwendig. Daher strebt die künftige Regierung in Abstimmung mit den zuständigen Bundesländern eine grundlegende Reform der Pflege an. Dies wäre allerdings auch schon unter Türkis-Blau geplant gewesen.
© JAKOB GLASER
Asyl - Sicherungshaft und Grenzkontrollen
Das Regierungsprogramm zum Thema Asyl bringt etwa die Einführung einer "Sicherungshaft zum Schutz der Allgemeinheit". Betroffen sein sollen davon Personen, "bei denen Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie die öffentliche Sicherheit gefährden". Eingebaut ist ein koalitionsfreier Raum für den Fall einer neue Flüchtlingskrise.
© Symbolbild (Getty Images)
Bei "neuen unvorhergesehenen Herausforderungen" wird ein recht komplexer Modus in Kraft gesetzt, wie die Koalition sich abzustimmen hat. Können sich am Ende Kanzler und Vizekanzler nicht verständigen, kann das zuständige Ministerium eine Gesetzesinitiative im Alleingang im Parlament einbringen und nach einer Begutachtung gegebenenfalls auch mit anderen Mehrheiten umsetzen.
Sebastian Kurz tritt vor die Kameras
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"Wir brauchen Steuerentlastungen, für Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben. Wir müssen gegen den Klimawandel ankämpfen und respektvoll mit der Umwelt umgehen." Das vollständige Regierungsprogramm umfasst laut Sebastian Kurz knapp 300 Seiten. Als besonders wichtige Hauptaugenmerke umreißt der ÖVP-Chef zunächst die Regierungspläne für Steuerentlastungen und Asyl- und Grenzkontrolle.
Kurz und Kogler erstatteten Van der Bellen Bericht
Ich habe gerade Bundespräsident Alexander @vanderbellen über die aktuelle Regierungsbildung informiert. pic.twitter.com/oh0p9stIvz
— Werner Kogler (@WKogler) January 2, 2020
Alle warten auf das türkis-grüne Regierungsprogramm, der Bundespräsident kennt es wohl schon - zumindest in Grundzügen. Alexander Van der Bellen empfing am Donnerstag die Parteichefs von ÖVP und Grünen in der Hofburg. Sebastian Kurz und Werner Kogler berichteten dem Staatsoberhaupt persönlich von der türkis-grünen Einigung und legten ihm in dem gemeinsamen Gespräch die Pläne der Regierung dar.
Alles wartet auf Kurz und Kogler
In der Aula der Wissenschaften sind bereits zahlreiche Kamerateams und Journalisten vor Ort. Alles wartet auf Sebastian Kurz und Werner Kogler. Die offizielle Präsentation des türkis-grünen Regierungsprogramm wurde für 16 Uhr angekündigt.
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oe24 hat das gesamte Regierungsprogramm
Um 17 Uhr finden Sie das türkis-grüne Regierungsprogramm auf oe24.at!
Große Sondersendung auf oe24.TV
ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Grünen-Chef Werner Kogler präsentieren das türkis-grüne Regierungsprogramm – Mit oe24.TV sind Sie LIVE dabei.