Bundeskanzler Alfred Gusenbauers Auftritt in Claudia Stöckls Ö3-"Frühstück bei mir" ist der Startschuss für eine ganz persönliche Gegenoffensive.
Ab sofort versucht Gusenbauer Sympathiepunkte zu sammeln, um den Fehlstart der ersten Tage wett zu machen. Schon in der Vorwoche hatte ÖSTERREICH die erste Umfrage nach der Regierungsumbildung veröffentlicht, die den Absturz der SPÖ dokumentierte. Die aktuelle Gallup-Meinungsumfrage dieser Woche bestätigt, ja verschlimmert dieses Bild. Gusenbauer erhält zehn Tage nach der Angelobung ein denkbar schlechtes Zeugnis.
ÖVP-Vorsprung
Bei der Sonntagsfrage ("Welcher Partei
würden Sie am Sonntag die Stimme geben?“) konnte die SPÖ zwar den freien
Fall stoppen, liegt bei 36 Prozent (Vorwoche 35%), die ÖVP konnte aber ihren
Vorsprung ausbauen, kommt jetzt auf 38Prozent (Vorwoche 36%).
Negativ aufgefallen
Noch ernüchternder sind die Umfragewerte
für Gusenbauer selbst. Es sind die schlimmsten Ergebnisse für einen Kanzler
in der Startphase seit Erfindung der Demos¬kopie. Bei der Frage: Welches
Regierungsmitglied ist Ihnen in der ersten Woche negativ aufgefallen, liegt
der Kanzler bei 41 Prozent. Das ist der mit Abstand schlechteste Wert der
gesamten Bundesregierung – im Vergleich: Sein Vize Wilhelm Molterer fiel nur
12 Prozent der Österreicher negativ auf.
Schüssel würde gewinnen
Nur noch 25 Prozent glauben,
dass Gusenbauer ein besserer Kanzler wird als sein Vorgänger (58% ein
schlechterer). Könnte der Kanzler direkt gewählt werden, würde er gegen
Schüssel mit 37:39 Prozent unterliegen. Gewinnen kann er nur gegen Vize
Molterer – hier steht es noch 42:33 für Gusenbauer.
Nur mehr 31 Prozent sind mit Gusenbauer als Kanzler zufrieden (in der Vorwoche noch 35%). Besonders schwach liegt er hier bei den Jungen (27%), den Selbstständigen und Freiberuflern (19%) und den höheren Einkommen (21%).
44 Prozent finden Gusenbauer "nicht sympathisch“. Am unsympathischsten finden Gusenbauer – wenig überraschend – mit rekordverdächtigen 80 Prozent Schüler und Studenten.
Skepsis in der SPÖ
Um dieses Defizit zu kompensieren,
startet er also jetzt eine Sympathiekampagne. Dass der Kanzler deshalb die
heutige Fernseh-Pressestunde für das Frühstück mit Claudia Stöckl sausen
ließ, sorgt freilich bei einigen in der Partei für Unbehagen. "Die
Kritik am Kommunikationsstil von Gusenbauer ist noch lange nicht
ausgeräumt“, heißt es dazu in der SPÖ-Spitze.
Aktion "Gelbe Gummistiefel"
Die Skepsis hat einen
Namen: Josef Kalina, neuer SP-Bundesgeschäftsführer und früherer
Pressesprecher von Ex-Bundeskanzler Viktor Klima. Was bei SPÖ-Granden nicht
nur nostalgische Gefühle hervorruft. Vor allem die Gusenbauer-Idee,
persönliche Nachhilfestunden an den Schulen zu geben, stößt einigen bitter
auf: "Diese Idee erinnert an die Aktion, als Viktor Klima in gelben
Gummistiefeln das damalige Hochwasser inspizierte.“
Kalina zeigt sich den Vorwürfen gegenüber gelassen und will mit einer "Info-Offensive gegen die Enttäuschung der Wähler" ankämpfen. Kalina: "Natürlich sind die aktuellen Umfragen, Anlass zu handeln.“ Man müsse den Menschen klar machen, dass die SPÖ bei den Verhandlungen "mehr gewollt“ hätte. Kalina: "Aber mit dieser ÖVP ist das nicht gegangen.“
ÖSTERREICH