Wien
Ärzte gegen Kassenstellen-Abbau
29.10.2007
Die Wiener Ärztekammer hat am Montag die Aussagen von Wirtschaftsbund-Generalsekretär Karlheinz Kopf, wonach es in Wien ein "Überangebot an Kassenarztstellen" gibt, zurückgewiesen.
Tatsächlich sei sogar ein Bedarf an mehr Kassenplanstellen vorhanden, versicherte Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer, in einer Aussendung.
Wien mit höheren Krankheitsraten
Steinhart machte dafür vor
allem den Großstadtfaktor in der Bundeshauptstadt verantwortlich. Studien
hätten ergeben, dass Wien bei "praktisch allen relevanten Krankheitsbildern"
teilweise deutlich höhere Krankheitsraten als in Restösterreich aufweise.
Dies betreffe Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Aids und Diabetes genauso
wie Depressionen oder Drogensucht.
Nachholbedarf
Obwohl Wien auf diese Datenlage schon in der
Vergangenheit reagiert habe und tatsächlich eine höhere Ärztedichte als
Restösterreich aufweise, gebe es nach wie vor Nachholbedarf - auch im
internationalen Vergleich. Laut Steinhart betrifft dies nicht nur die Zahl
an niedergelassenen Kassenärzten, sondern auch das Verschreibeverhalten bei
Medikamenten.
80 neue Facharztstellen gefordert
Bei den aktuellen Verhandlungen
mit der Wiener Gebietskrankenkasse hat die Wiener Ärztekammer 80 neue
Facharztstellen zur Bildung von Gruppenpraxen gefordert, wie Steinhart
betonte. Vor allem die Bereiche Kinderpsychiatrie und Nuklearmedizin sind
den Ärzten hier ein besonderes Anliegen, da Wien in diesen Fächern mit
niedergelassenen Kassenvertragsärzten "komplett unterversorgt" sei. Für
Steinhart ist daher die Forderung Kopfs nach noch weniger Kassenplanstellen
"der blanke Wahnsinn".