Gesundheitsreform

Ärzte-Pickerl ist eine "Frechheit"

23.04.2008

Die Kammer kontert gegen das „Ärztepickerl“. Die Qualität werde bereits überprüft. Hauptverbandschef Laminger schwebt eine staatliche Kontrolle vor.

Zur Vollversion des Artikels
© sxc
Zur Vollversion des Artikels

Die Ärztekammer hält wenig von der Idee, die Verlängerung von Kassenverträgen niedergelassener Ärzte an Qualitätskontrollen durch eine staatliche Institution zu binden. Ärztekammer-Vize Johannes Steinhart: „Das ist eine Hatz gegen Ärzte. Ich wehre mich dagegen, mit einem Auto verglichen zu werden.“ Jeder Arzt sei gesetzlich dazu verpflichtet, in drei Jahren 150 Fortbildungsstunden zu absolvieren. Es gebe keine Berufsgruppe, die sich derart intensiv weiterbildet, betont Steinhart.

Auch der Obmann der niedergelassenen Ärzte Günther Wawrowsky weist eine Überwachung der Ärzte durch ein "Staatskommissariat" zurück. Hauptverbandschef Erich Laminger hatte diese Idee lanciert und damit ähnliche Überlegungen der Sozialpartner bekräftigt.

Unabhängige Kontrolle
Laminger hatte gemeint, die Qualitätskontrolle sollte von einer "unabhängigen Institution" erledigt werden, etwa dem Gesundheitsministerium. Außerdem sollten den Ärzten verpflichtende Fortbildungen abverlangt werden.

Ärztekammer-Viz Steinhart erklärte, dass seit April 2006 bereits 15.000 Ordinationen von der „ÖQ-Med“- einer Kontrollinstanz der Ärztekammer - überprüft wurden. Rund 500 Ordinationen mussten wegen mangelnder Ausstattung oder Größe geschlossen werden. „Die Sozialversicherung will den Ärztestand einfach versklaven“, so Steinhart.

Billigste statt beste Therapie
Wawrowsky ortet rein ökonomische Interessen hinter dem Vorstoß des Hauptverbandspräsidenten. Damit wollten Wirtschaft und Politik sicherstellen, dass die Patienten "nicht mehr die bestmögliche, sondern die billigste Therapie erhalten", so der Ärztekammer-Vizepräsident.

Prüfgruppe gibt es schon
Die medizinische Qualitätskontrolle könne nur durch Experten vorgenommen werden. "Staatskommissare oder sonstige Laien" seien nicht befähigt, medizinische Handlungen sachgemäß zu beurteilen. Außerdem gebe es schon die Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Medizin (ÖQmed), die die ärztlichen Praxen bereits laufend überprüfe. Sie arbeite unter Aufsicht und Genehmigung des Gesundheitsministeriums und habe bereits fast 15.000 Ordinationen evaluiert.

Fortbildung läuft längst
Zur Fortbildung merkte Wawrowsky an, dass die Ärztekammer als "international erste Organisation" ein Programm zur lebenslangen Fortbildung initiiert habe. Dieses "ÖÄK-Diplom-Fortbildungsprogramm" schreibe vor, dass die Ärzte alle drei Jahre den Nachweis, auf dem aktuellen Stand der medizinischen Wissens zu sein, erbringen müssen.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel