Der „Gsindl“-Chat von Johanna Mikl-Leitner ist kein Einzelfall – POLITIK LIVE liegen weitere Beschimpfungen in einem Dialog Schmid-Kurz vor.
Dass geschimpft wird, wenn es eng wird, ist menschlich. Dass man derlei nicht in Chats verewigen sollte, wird die ÖVP inzwischen wohl gelernt haben – leider zu spät. Im Gegenteil dürfte die Abneigung in Richtung SPÖ bei den Türkisen so stark gewesen sein, dass die Zunge (bzw. die Finger beim Chatten) recht locker saßen.
Wutausbruch nach Niederlage im Parlament
Denn nach dem Bekanntwerden der Chats von nö. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner („SPÖ bleibt Gsindl – schönen Skitag!“) liegen POLITIK LIVE jetzt neue Chats vor – sie betreffen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und „Chat-Man“ Thomas Schmid.
Wir schreiben den 27. Mai 2019. Der Nationalrat spricht Sebastian Kurz das Misstrauen aus. Zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs hat das Parlament einen Kanzler mit einem erfolgreichen Misstrauensvotum abgewählt. Ausschlaggebend waren die Stimmen der SPÖ von Pamela Rendi-Wagner. In der ÖVP ist der Groll natürlich groß. Kurz tritt am Nachmittag noch vor einigen Hundert Fans auf und mobilisiert schon mal für die Nationalratswahl im Herbst – mit einer Kampfansage ans Parlament: „Am Ende des Tages entscheidet in Österreich das Volk - und zwar im September“.
Schmid hat tröstende Worte parat.
Um Mitternacht meldet sich Kurz‘ Getreuer Thomas Schmid, der dem Nicht-Mehr-Kanzler ja die Personaldeals mit der FPÖ verhandelt hatte bei Kurz. Noch tags zuvor hatte Schmid – damals schon ÖBAG-Chef noch eine OMV-Aufsichtsratssitzung geleitet – offen sichtlich mit einer Kampfansage gegen die (roten) Betriebsräte: „So genial!!! Haben heute Ausschuss und Aufsichtsratssitzung, OMV! Die Betriebsräte haben schön geschaut.“ Jetzt nach dem Schmach im Nationalrat hatte Schmid tröstende Worte für seinen Chef parat: „Was für ein schrecklicher Tag! Deine Statement waren extrem bewegend. SPÖ ist nur noch unerträglich und abgefuckt! Wir stehen alle mit Dir!“. Kurz ist dankbar – doch Schmid hat offenbar auch berufliche Anliegen. „Lieber Sebastian! Möchte dich echt gerne wieder mal sehen! Krieg ich mal 30 Minuten. Würde mich echt freuen.“
Schmid an Kurz - der bedankt sich auch dafür.
Kurz wurde von Schmid immer direkt informiert
Ob dieses Treffen zustande kam ist derzeit allerdings offen. Klar ist aber: Kurz hatte auch nach der Wahl von Schmid zum ÖBAG-Chef so enge Kontakte mit Kurz, dass der über alle Details aus der verstaatlichten informiert wurde. (bra, gü)