Mega-Prozess gegen einst mächtigen Grünpolitiker
Grünem Chorherr drohen 10 Jahre Haft
08.11.2022Knalleffekt zum Prozess-Beginn: Chorherr bekannte sich „nicht schuldig“.
Wien. Kurz angebundene Milliardäre, spürbare Nervosität und Anspannung auf der Anklagebank, Dutzende Journalisten und ein Blitzlichtgewitter der Fotografen im Straflandesgericht – am Dienstag begann unter Vorsitz von Richter Michael Tolstiuk der mit Hochspannung erwartete Prozess gegen den einst mächtigsten Grün-Politiker der Republik.
Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch
Christoph Chorherr (61) ist wegen Amtsmissbrauchs und Bestechlichkeit angeklagt – mit ihm die Crème de la Crème der Immo-Branche wie Heumarkt-Milliardeninvestor Michael Tojner, der schillernde Immo-Tycoon René Benko sowie Großinvestor Erwin Soravia. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.
Südafrika-Schulen von Chorherr erhielten Geld
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, die im Eröffnungsplädoyer im großen Schwurgerichtssaal an die Schöffen appellierte, „den Kampf gegen die Korruption zu unterstützen“: Chorherr soll insgesamt 1,6 Millionen Euro Spenden von Immo-Firmen – es sind insgesamt 21 Verbände mitangeklagt – erhalten haben. Im Gegenzug für das Geld, das an das Ithuba-Schulprojekt in Südafrika floss, wo Chorherr Vereinsvorstand war, gingen im Wiener Planungsausschuss viele Widmungen und Beschlüsse sehr viel leichter, so der Vorwurf.
Grünes Wunder. So stimmten etwa die Grünen – trotz einer gegenteiligen Urabstimmung der Parteibasis – im Gemeinderat völlig überraschend für den Bau eines 66 Meter hohen Hochhaus-Monsters am Heumarkt, das Michael Tojner geplant hatte.
Chorherr und sein Anwalt Richard Soyer wechselten zu Prozessstart die Strategie: Hatte der Angeklagte zunächst eine Diversion beantragt und „Fehler“ eingestanden, plädiert er jetzt auf „nicht schuldig“.
Bis zum Urteil am 20. Dezember sind in dem Prozess insgesamt elf Verhandlungstage anberaumt.