Affären

Parlament zahlt satte Honorare an ORF-Promis

17.03.2023

Einige ORF-Journalisten, die über das Parlament berichten, werden von diesem bezahlt. 

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© ORF/Hans Leitner, ORF/Christian Hofer, Kernmayer
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Eine Reihe von ORF-Journalistinnen und -Journalisten haben eher kein Sensorium, was geht – und was mit ihrem ORF-Job unvereinbar ist. Laut einer Anfragebeantwortung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) an FPÖ-Chef Kickl erhalten eine Reihe von ORF-Bediensteten Honorare des Hohen Hauses, durchwegs für Moderationen von Parlamentsveranstaltungen.

Das brisante daran: Unter den Honorarempfängern sind nicht nur Kultur-Lady Clarissa Stadler oder ORF-Tirol-Wetterlady Isabella Krassnitzer, für die das Parlament nicht Gegenstand ihrer beruflichen Tätigkeit ist. Nein, auch MitarbeiterInnen der ZiB, des Reports sowie des Parlamentsmagazins Hohes Haus erhalten Honorare von jener Institution, über die sie auch regelmäßig berichten.

Dazu gehören ZiB-Lady Nadja Bernhard, Julia Ortner (Report), Simone Stribl (ZiB). Dazu kommen aus dem Landestudio NÖ Judith Weissenböck und Nadja Mader und auch der frühere Landesdirektor Robert Ziegler, der wegen Interventionen zugunsten der ÖVP zurücktreten musste. Am meisten für Moderationen eingesetzt wurde aber „Hohes-Haus“-Moderatorin Rebekka Salzer, die für insgesamt elf Moderationen Honorare bekam.

© APA/ERWIN SCHERIAU

Auch Nadja Bernhard wurde für Moderationen bezahlt.

Fünfstellig. Sobotka teilte zwar keine Summen mit. Laut ÖSTERREICH-Recherchen gingen aber im Fall Salzers 2021 und 22 eine (niedrige) fünfstellige Summe über den Ladentisch, die anderen Mitarbeiterinnen haben vierstellige Summen erhalten.

Profis verlangen  nichts. Dass es anders geht, zeigen übrigens Nachrichten-Profis wie Claudia Dannhauser oder Radiodirektorin Ingrid Thurnher: Sie verlangten für Moderationen kein Honorar.

Das sagt der ORF: Keine Unvereinbarkeit

Der ORF findet derlei offenbar ganz in Ordnung, auf OE24-Anfrage teilte der Rundfunk mit:

„Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Parlamentsdirektion als potenzieller Auftraggeber für Nebenbeschäftigungen kein regelmäßiger Gegenstand der Berichterstattung im ORF ist und insofern eine Unvereinbarkeit ausgeschlossen werden kann. Der ORF berichtet in der Regel nicht über, sondern aus der Institution Parlament. Entsprechend ist der Auftraggeber bei den von Ihnen angeführten Beispielen auch nicht immer die Parlamentsdirektion, sondern der jeweilige Veranstalter, und das Parlament nur der Veranstaltungsort.

Darüber hinaus wird grundsätzlich darauf geachtet, dass die betroffenen ModeratorInnen und JournalistInnen weder über die jeweiligen Veranstaltungen berichten, noch auf die entsprechende Berichterstattung Einfluss nehmen können."

Allerdings schließt der ORF eine Änderung der Praxis nicht aus:

„Außerdem ist anzumerken, dass es im ORF neben den gesetzlichen Vorgaben auch sehr strenge interne Richtlinien und Regulative hinsichtlich Nebenbeschäftigungen und Compliance gibt, die derzeit nochmals geprüft und erforderlichenfalls adaptiert werden. Die von Generaldirektor Roland Weissmann beauftragte Ethikkommission wird sich ebenfalls diesem Thema widmen.“

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