Michael Radasztics ermittelte jahrelang in der Eurofighter-Affäre.
Wien. Manchmal treibt das Schicksal wirklich seltsame Blüten – in diesem Fall war es das elektronische Altenverteilungssystem im Grauen Haus: Denn ausgerechnet Michael Radasztics ist der prozessführende Richter, wenn ab 18. Oktober Ex-Kanzler Sebastian Kurz wegen des Verdachts der Falschaussage im großen Schwurgerichtssaal auf der Anklagebank sitzt.
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Radasztics hat durchaus eine bewegte berufliche Vergangenheit. Er übernahm erst Anfang des Jahres die Wirtschaftsabteilung des Straflandesgerichts – zuvor war er 15 Jahre lang Staatsanwalt. Auch dort als Wirtschaftsexperte – er ermittelte in heiklen und aufsehenerregenden Fällen:
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Eurofighter: 2011 nahm sich Radasztics der Gegengeschäfte rund um den Eurofighter-Ankauf an.
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Mensdorff-Pleite: 2013 klagte er den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly wegen Verteilung angeblicher Bestechungsgelder an – das Verfahren endete mit Freisprüchen, die in der 2. Instanz hielten. Verurteilt wurde Mensdorff nur wegen Beweisfälschung zu 2 Monaten bedingt, die er annahm.
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ÖBB-Prozess: Auch das von Radasztics eingeleitete Verfahren gegen zwei ÖBB-Manager endete mit Freisprüchen im Zweifel.
- Grasser. Jahrelang ermittelte Radasztics gegen Ex-ÖVP-Finanzminister Karl-Heinz Grasser in der Eurofighter-Causa.
Eurofighter Akt entzogen. 2019 der Eklat: Der später von Justizministerin Zadic suspendierte Sektionschef Christian Pilnacek zog Radasztics ab – die WKStA übernahm. In einer Dienstbesprechung mit der WKSTA sprach Pilnacek von einem „Sch...-akt“ – ein Vorwurf. den Radasztics im Eurofighter-U-Ausschuss zurückwies – allerdings; Abgesehen von Mensdorff gab es nie Anklagen in der Causa.
Pilz-Connection. Radasztics wurden enge Beziehungen zu Eurofighter-Aufdecker Peter Pilz nachgesagt, der war im Eurofighter-Ausschuss im Juni 2019 bemüht zu dementieren, dass Radasztics ihm eine geheime Weisung zugespielt habe, wonach Eurofighter-Aktenteile zum Schutz der nationalen Sicherheit geheim zu halten seien. Pilz hatte allerdings selbst mehrfach seine gute Zusammenarbeit mit Radasztics gelobt und von einem ÖVP-Kesseltreiben gegen ihn gesprochen.
Alle Verfahren gegen Radasztics eingestellt
Eingestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelte in gleich mehreren Causen gegen Radasztics – alle Verfahren gegen Ihn wurden allerdings eingestellt.