Kurz vor Weihnachten haben 1.350 Mitarbeiter von Kika/Leiner erfahren, dass sie aufgrund des Konkurses des Unternehmens ihre Jobs verlieren. AK-Präsidentin Renate Anderl spricht im ZiB2-Interview über die Firmen-Pleite und die verlorenen Arbeitsstellen.
Die Investorensuche für den zweiten Sanierungsversuch von Kika/Leiner ist gescheitert. Die Möbelkette hat am Mittwoch ihren Sanierungsplan zurückgezogen und Konkurs angemeldet. Ab sofort werden viele lagernde Artikel mit 30-Prozent-Rabatt verkauft. Nach dem Abverkauf schließen voraussichtlich die bestehenden 17 Filialen und die verbliebenen 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Job. Wie sehr sei sie von dem Konkurs überrascht worden, will Moderator Martin Thür in der ZiB2 vom Mittwochabend von AK-Präsidentin Renate Anderl wissen. "Jeder Konkurs überrascht uns", so die AK-Chefin. Vor allem sei es schon sehr dramatisch, "wenn diese Überraschung jedes Mal kurz vor Weihnachten eintrifft".
Was man den 1.350 Mitarbeitern, die jetzt ihren Job verlieren, raten könne? "Wir raten den Beschäftigten, nichts zu unterschreiben, nicht sich überzeugen lassen, ob man selbst kündigt, sondern sich an die Gewerkschaft zu wenden, an die Arbeiterkammer. Wir haben in der Arbeiterkammer schon den ein oder anderen, wo Anfragen sind: 'Was sollen wir tun?' Der wichtigste Appell ist, jetzt der Gewerkschaft zu vertrauen", so Anderl. Die Stimmung der Beschäftigten sei "tatsächlich im Keller". Der Insolvenzfonds "gibt eine Sicherheit". Er ist Teil der Lohnnebenkosten. 2015 bis jetzt wurde dieser Fonds immer wieder gekürzt. Der Fonds sei wichtig und notwendig, den man für solche Fälle braucht.
AK-Chefin Anderl hat dringenden Appell an neue Regierung
"Wir haben jetzt mehr Insolvenzen als je zuvor", sagt Anderl. Daher brauche man mehr Geld im Insolvenzfonds, fordert die AK-Chefin. "Das AMS hat viel zu tun. Dort sind wirklich gute Berater und Beraterinnen, die sich sehr sehr bemühen Arbeitslose sehr schnell vermitteln zu können. Arbeitslose auch eine Möglichkeit zu geben an einer Aus- und Weiterbildungsmaßnahme teilzunehmen." Aber dazu brauche man Geld, finanzielle Mittel. Daher richtet AK-Präsidentin Renate Anderl einen Appell an die neue Regierung: "Da ist wirklich unser dringender Appell, nicht daran festzuhalten jetzt für 2025 die 100 Millionen einzusparen, sondern dort brauchen wir Investitionen ins AMS. Wir brauchen jetzt sofort dort auch eine Personalaufstockung. Uns fehlen mehr als 300 Personen im AMS, die brauchen ein Jahr um auch gut ausgebildet zu sein, damit sie Arbeitslose rasch und sehr wirksam vermitteln können. Das sind wichtige Investitionen." Sie fügt hinzu: "Ein Punkt, den eine neue Bundesregierung sehr rasch angehen muss."
Anderl gegen Erhöhung der Grunderwerbssteuer
Wenig begeistert von einer jüngst von ÖVP-Chef Nehammer ins Spiel gebrachten möglichen Erhöhung der Grunderwerbssteuer zeigte sich Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl am Abend in der ZiB2. "Das ist sicher nicht der richtige Weg" und treffe etwa Familien, die sich mit einem hohen Kredit ein Kleingartenhaus errichtet hätten. Der erste Weg müsse es sein dort hinzusehen, "wo einfach mehr Geld vorhanden ist", sagte Anderl mit Blick auf Vermögenssteuern und hielt auch an ihrer Forderung nach Arbeitszeitverkürzungen fest.