Er verdiente 20.000 Schilling als ORF-Direktor netto im Monat – und soll sich trotzdem von Spionen bestechen haben lassen? Neue Details aus dem Zilk-Akt erregen Österreich.
Am Sonntag enthüllte ÖSTERREICH neue Dokumente aus dem 800 Seiten starken Geheimdienstakt, der im Prager „Institut für Studien über totalitäre Regime“ lagert. Wenn stimmt, was darin steht, dann liegt der Verdacht nahe: Helmut Zilk dürfte als „Informator“ des tschechischen Geheimdienstes auch selbst offensiv finanzielle und materielle Belohnungen für seine Tätigkeit gefordert haben.
Seitdem fragt sich Österreich: Warum hatte der gut verdienende ORF-Fernsehdirektor einen derart hohen Geldbedarf?
Geld, Cognac, Reisen
Gleich sechs Mal flossen zwischen Dezember
1965 bis Jänner 1967 jeweils 5.000 Schilling von Prag nach Wien. Die erste
Geldannahme am 20. Dezember 1965 unterschrieb Zilk noch mit seinem echten
Namen, später mit den Pseudonymen Johann Mair oder Johann Maiz. Klar ist
auch: Gleich mehrfach tauchen im Geheimdienstakt Zahlungsbelege für weitere
Zuwendungen auf: Zigarren, Luster, teurer Cognac, Kerzenständer oder Reisen
– hatte Zilk das wirklich notwendig?
Fakt ist: Über Zilks Einkommensverhältnisse waren die Agenten voll informiert: Als ORF-Mitarbeiter verdiente Zilk so laut Akten Mitte der 60er Jahre 13.000 Schilling (950 Euro) netto im Monat. Mit seiner Ernennung zum mächtigen Fernsehdirektor erhöhte sich die Summe auf 20.000 netto im Monat. Zum Vergleich: Ein Beamter (Post, Bahn) verdiente in den Sechziger Jahren rund 5.000 Schilling brutto im Monat. Bei Zilk kamen noch je 4.000 Schilling pro „Stadtgespräch“, sowie 800 Schilling für seine Lektortätigkeit an der Uni dazu.
Teurer Lebensstil
Doch die Agenten neideten Zilk seinen
Lebensstil: „Seine persönlichen Ausgaben sind beträchtlich. Trotz ziemlich
gutem Einkommen hat er keinen Geldüberfluss, da er kein weiteres Vermögen
besitzt“, heißt es in einer Akten-Notiz des tschechischen Geheimdienstes vom
21. Juni 1966. Machte das den Polit-Star schwach?