Aufregung geht weiter
Aktivistinnen werfen Van der Bellen "Sexismus" vor
29.04.2017Die Aufregung um den Kopftuch-Sager des Präsidenten zieht weitere Kreise.
Van der Bellen hatte gesagt, bald sollten alle Frauen aus Solidarität mit Muslimas Kopftuch tragen. Weiters griff er zum Vergleich mit Dänemark in der Zeit der NS-Besatzung: Damals hätten viele Dänen begonnen, den Davidstern zu tragen - eine Legende übrigens.
Nun ruft der Sager auch muslimische Menschenrechtsaktivistinnen auf den Plan. Sie schrieben einen offenen Brief an Van der Bellen:
Sie seien aus Saudi-Arabien, Iran, Irak, Pakistan, Afghanistan, Algerien, Mazedonien und selbst aus muslimischen Familien in Europa geflohen, heißt es anfangs.
Offener Brief an VdB
"Viele von uns mussten unter dem gesetzlich verordneten Kopftuchzwang leben, andere unter dem Druck, dass das Kopftuch das Symbol für eine ehrbare und sittliche Frau ist. Daraus haben wir uns unter lebensbedrohlichen Umständen heraus gekämpft."
Van der Bellen missbrauche die Kraft seines Amtes, indem er das Kopftuch als ein Symbol der Freiheit darstelle, heißt es in dem offenen Brief. In Wirklichkeit stehe es "für Geschlechter-Apartheid, Unterdrückung, Zwang und die Trennung zwischen einer sittlichen ehrbaren Frau und einer Hure". Die Aussagen des Präsidenten bedeuteten daher "Kulturrelativismus" und "puren Sexismus".
Die Frauen fordern Van der bellen auf, seine Aussagen zu überdenken. "Sie missbrauchen die Kraft Ihres Amtes, indem Sie das Kopftuch als ein Symbol der Freiheit darstellen, obwohl es für Geschlechter-Apartheid, Unterdrückung, Zwang und die Trennung zwischen einer sittlichen ehrbaren Frau und einer Hure steht", heißt es in dem Brief.
"Sie gehen sogar so weit, uns westliche freie Frauen darum zu bitten, uns aus Solidarität gegen die sogenannte Islamophobie und den vermeintlichen Rassismus zu entweiblichen? Dieser Kulturrelativismus, dieser pure Sexismus, den Ihre Aussagen bedeuten, ist für uns unerträglich", schrieben die Aktivistinnen.
Video: Wirbel um Kopftuch-Sager