Wahlkämpfer
Bierpartei-Chef tritt zur Nationalratswahl an
18.01.2024Dominik Wlazny, auch bekannt als "Marco Pogo" und Vorsitzender der Bierpartei: "Ja, wir sind bereit." Bis Ende April will er dafür aber 20.000 Mitglieder gewinnen oder entsprechende Spenden sammeln (1,2 Millionen Euro).
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"Ich wurde oft, sehr oft gefragt, ob die Bierpartei antritt. Ja, die Spannung ist groß", sagte Dominik Wlazny (37), Parteivorsitzender der Bierpartei am Donnerstag im Presseclub Concordia in Wien. Und dann: "Ja, wir sind bereit."
"Denken wir an die Jugend, schaffen wir ein Klima, dass eine gute Zukunft ermöglicht."
"Haben wir in der Bildung wirklich ein gutes, chancengleiches System? Wir brauchen eine Reform in der Bildung."
"Reden wir über Gesundheit. Jahrelang wurde uns eingetrichtert, wir haben das beste Gesundheitssystem der Welt. Wir müssen zurück zu einem gerechten Gesundheitssystem", sagte Wlazny. "Eine goldene Kreditkarte darf nicht das Kriterium sein."
Auch einen Mietpreisdeckel oder eine Ganztagsschule sprach Wlazny an.
Hohe Teuerung, Sorge um Arbeitsplatz
"Wir sollten über den Tellerrand blicken, schauen, was andere Länder besser machen als wir", meinte Wlazny. Denn "im internationalen Vergleich schaut es mit unserer hohen Teuerung nicht rosig aus."
"Kann ich morgen den Arbeitsplatz noch finanzieren? Habe ich morgen noch meinen Arbeitsplatz? Und werde ich fair entlohnt?"
Er will auch Nichtwähler wieder ins Boot holen.
Bittet um Spenden
"Die Bierpartei ist bereit, wir wollen was tun, wir wissen, wie man anpackt", sagte Wlazny. "Wir haben gute Leut!"
Aber: "Gehälter, Fahrtkosten, Unterbringungen... dafür brauchen wir Geld", so Wlazny: "Dieses Geld fehlt derzeit noch."
Landesweite Plakatkampagnen werde es nicht geben.
"Wir brauchen 20.000 Mitglieder"
"Wenn wir gehörigen Stamm an Mitgliedern gewinnen, rund 20.000, dann treten wir an", sagte Pogo. Oder gleichwertige Unterstützung in Form von Spenden "bis Ende April".
Es kann sein, dass es nicht gelingt. "Dass wir nicht die notwendige Kohle aufstellen." Dann haben wir es diesmal nur versucht."
Bis jetzt gibt es knapp über 1.000 aktive Bierpartei-Mitglieder.
"Geht auf www.bierpartei.eu und werdet's Mitglied, unterstützt uns, bringt's die Bierpartei auf den Wahlzettel", appelliert Wlazny.
59 Euro pro Jahr Mitgliedsbeitrag
In der Fragerunde konkretisiert Wlazny dann: "59 Euro pro Jahr beträgt der Mitgliedsbeitrag für die Bierpartei."
Und er trumpft auf: "Ich bin der längstdienende Parteichef Österreichs."
Was er nicht dazu sagt: Er kann auch gar nicht abgewählt werden, solange sein Vater zu ihm steht. Um das zu verstehen, gilt es, einen Blick auf die Statuten der Partei zu werfen.
Mitglieder haben in Partei fast nichts zu melden
Was hat ein Mitglied bei der Bierpartei zu melden? Deren Mitbestimmungsrechte sind sehr beschränkt. Ein Politikwissenschafter ortet gegenüber dem profil sogar eine „Tendenz zur Oligarchie“. Derzeit können die Mitglieder zwar 59 Euro im Jahr zahlen, haben aber nicht viel zum Mitreden“, sagt der Politikwissenschafter Laurenz Ennser-Jedenastik.
Die Satzung der Bierpartei ist nämlich so gebaut, dass Wlazny beinahe alleine bestimmen kann, schreibt das profil. Gewählt wird der Bundesparteiobmann der Bierpartei von der Mitgliederversammlung. Dort können allerdings nicht, wie der Name vermuten lässt, alle Mitglieder Anträge stellen und Wahlvorschläge einbringen, laut Statuten sind lediglich die Mitglieder des Vorstandes antragsberechtigt.
Im Vorstand sitzen vier Leute: Wlazny selbst, sein Vater Michael Wlazny sowie ein Kassier und ein Schriftführer. Bei Stimmengleichheit setzt sich immer Wlazny durch. Bleiben er und sein Vater sich einig, bleibt Wlazny noch lange Chef.
Bierpartei seit 2015 unter Wlazny
Die 2015 gegründete Bierpartei stellte sich bereits 2019 der Nationalratswahl, allerdings nur in Wien, und verfehlte damals den Einzug ins Parlament deutlich.
Seit 2020 stellt die Bierpartei in Wien elf Bezirksräte, den Einzug in den Landtag verpasste man damals mit 1,8 Prozent der Stimmen jedoch auch.
Diesmal könnte das anders aussehen: Der Rockmusiker und Turbobier-Produzent Wlazny genießt seit Bundespräsidenten-Wahl 2022 große Aufmerksamkeit. Damals erreichte er mit 8,31 Prozent immerhin den dritten Platz hinter Alexander van der Bellen und dem FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz. In Wien wurde er sogar Zweiter.
Die letzten Umfragen rechnen der Partei - sollte sie antreten - durchaus die Chance aus, die vier-Prozent-Hürde zu nehmen.
Wlazny dazu: "Ich lese keine Umfragen und gebe sie auch nicht in Auftrag."