Wiener Bürgermeister im oe24.TV-Interview
Ludwig: ''Das war unredlich von der Regierung''
01.09.2022
''Es war ein Worst Case Szenario, das nie eingetreten ist'', so Wiens Bürgermeister Michael Ludwig auf oe24.TV zur Causa Wien Energie.
This browser does not support the video element.
oe24.TV: Stand Wien Energie vor der Pleite? Was stimmt denn nun?
Michael Ludwig: Es ist von der Bundesregierung ein einseitiger Kommunikationsprozess in Gang gesetzt worden. Tatsache ist, dass zu einer Sitzung am Sonntagabend Experten eingeladen wurden. Da wurde von einem Schutzschirm für Energie-Unternehmen gesprochen. Wien Energie hat gesagt, dass sie kurzfristig Liquidität brauchen, um an den Energiebörsen weiter tätig zu sein. Deswegen ist man an die Bundesfinanzierungsagentur ÖBFA herangetreten wie andere Länder auch. Was anders war, dass das sehr kurzfristig notwendig war.
oe24.TV: Aber es gab den Brief der Wien Energie, in dem es hieß, Milliarden oder 2 Millionen Kunden würden gekündigt. Wieso dann die dramatische Darstellung?
Ludwig: Weil man zu dem Zeitpunkt nicht wusste, wie sich die Preise weiterentwickeln. Das war zum Glück ein Worst-Case-Szenario, das nie eingetrat. Die Versorgungssicherheit war stets gewährleistet.
oe24.TV: Ist es nicht naiv zu glauben, dass so ein Ansinnen geheim bleibt?
Ludwig: Den Vorwurf kann man der Geschäftsleitung des Unternehmens nicht ersparen. Es war sicher ein Versäumnis, dass man die Kommunikation der Bundesregierung überlassen hat. Das war aber auch kein gutes Signal der Bundesregierung.
oe24.TV: Viele sehen Geheimniskrämerei, weil 700 Millionen, die Sie per Notverordnung im Juli bereitstellten, nicht publik waren. Selbst Ihr Koalitionspartner sagt, er habe nicht von der Schieflage der WE gewusst.
Ludwig: Es gibt keine finanzielle Schieflage. Und der Koalitionspartner war informiert, dass dieses Geld zur Verfügung gestellt wird. Abgerufen wurden es aber erst letzte Woche.
oe24.TV: Die Bundesregierung deutet an, dass gezockt worden sei.
Ludwig: Ich bin zuversichtlich, dass die Darstellungen der Geschäftsführung stimmt, dass es nicht so war.
oe24.TV: Ist die Gesprächsbasis mit Kanzler Nehammer überhaupt noch vorhanden?
Ludwig: Ich bin wie der Wald, in den man hineinruft. Und seit Sonntag schreit man in den Wald hinein. Ich habe es als unredlichen Akt gesehen, dass man diese Vorgänge mit einem gewissen Spin zu versehen hat. Ich würde es begrüßen, dass man an einen Strang zieht und nicht versucht, politisches Kleingeld zu wechseln. Ich bin immer dafür, dass die Tür nicht zugeht.