Ex-Politiker Matthias Strolz hat am Freitag gemeinsam mit Kurt Razelli den Tourauftakt ihres neuen Albums "Back to Earth" im Innsbrucker Treibhaus begangen.
Von einem einstigen kleinen Club-Gig in Wien abgesehen, handelte es sich dabei auch zugleich um die Duo-Livepremiere auf einer relativ großen Bühne. Dafür kleckerten weder Strolz noch Razelli, sondern fuhren klotzend ganz große Show-Geschütze auf: Roboter-Helme waren fast noch das gelindeste der eingesetzten Show-Mittel.
Ebenjene hatten sowohl der NEOS-Gründer als auch Razelli zu Beginn des Gigs aufgesetzt, erinnerend etwa an das ähnlich behelmte französische House-Duo "Daft Punk". Über das im futuristischen Helm integrierte Display von Frontmann Strolz huschten schließlich, dort wo man ansonsten seine Augen vermutet hätte, Herzen und vergleichbare Symbole. Damit waren dann auch schon programmatische Schwerpunkte des Abends gesetzt: Liebe, Heilung und alles was damit irgendwie zu tun hat.
Denn, so viel wurde auch klar: die beiden Bühnenprotagonisten waren, wie Strolz in einer seiner zahlreichen Ansprachen verkündete, "fünf Jahre weg gewesen" und es habe sie dann nach ihrer Rückkehr aus dem All "g'rissen", was denn so alles auf der Erde passiere. Um das zu belegen wurde tief in die Pathos-Kiste gegriffen und auch in Richtung Rammstein-Brachialität gedacht: "Ich muss siegen" brachte urmenschliche Bedürfnisse in wenig subtiler Weise auf die Bühne, auf der sich Strolz - mittlerweile ohne Helm - mit Maske und Uniform-Hut als wenig liebenswerter Diktator in Szene setzte.
Die bereits zu Beginn des Gigs gesetzte Behauptung, dass letztlich alles Liebe sei, wäre aber nicht erfüllt gewesen, wenn es nicht zunehmend "in Richtung Liebe und Heilung" gegangen wäre. Auf diesem Weg, der gepflastert war von Strolz-Erzählungen über Indien-Trips und Beinahe-Erleuchtungen, durfte man sich bei "Life is a comma" erstmals darauf einstellen, dass das Leben eben kein "full stop" ist, sondern es immer weiter geht - wohin auch immer.
Wohin genau das Duo allerdings wollte, blieb letzten Endes uneindeutig. Daran änderten auch diverse T-Shirt- und Masken-Wechsel von Rampensau Strolz nichts, der ruhelos über die Bühne tigerte und den verbalen Austausch mit dem Publikum gekonnt pflegte. Die Beats von Razelli hämmerte dazu ordentlich, die Sounds waren durchaus geschickt und recht originell umgesetzt. Strolz legte dazu seine Stimme und seine Texte darüber.
Und genau dort wurde es unrund: Stellenweise erinnerte das an eine relativ talentfreie Karaoke-Performance, bei der auch vorgefertigte Gesangslinien eine nicht unwesentliche Rolle spielten. Zum Singen kam der NEOS-Gründer nur recht selten: Effekte machten seine Stimme zum Teil fast unkenntlich und seine "realen" Gesangspassagen waren nicht immer in Bereich der üblichen Musik-Konventionen, wie etwa im Rahmen von Tonleitern oder westlicher Harmonik, verortbar. Das ließe sich auch "schief" nennen, vielleicht aber auch charmant-dilettantisch.
Nachdem dann fast das gesamte aktuelle Album abgefrühstückt war - unter anderem waren noch "Mahatma", "What would Love do?" oder "Hotti Lottie at the Pool" zu hören - zeigte sich das Publikum im recht ordentlich gefüllten Treibhaus-Keller durchaus angetan: Mit Applaus und Zugabe-Rufen brachte es das Duo noch einmal für zwei weitere Tracks zurück auf die Bühne. Dort machte es weiter, wie es begonnen hatte: Mit durchaus tanzbarer Musik, die potenziell gut sein könnte, aber selten wirklich aufging.