Bgm. schreitet ein

Wirbel um Nikolo-Verbot an Kindergarten in NÖ

05.12.2023

Aufregung in Niederösterreich rundum den morgigen Nikolaustag. 

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© Getty (Symbolbild)
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In einem Kindergarten im Bezirk Tulln in Niederösterreich sprachen sich die zuständigen Pädagogen gegen eine Nikolausfeier an ihrer Betreuungsstätte aus. Die örtliche FPÖ wurde von den Eltern über diese Entscheidung aufmerksam gemacht und deckte das Nikolo-Verbot mittels einer Anfrage an die Gemeinde auf. oe24 liegt das Antwortschreiben vor. 

Als einen Grund für die Entscheidung nannte man unter anderem, dass derzeit sehr viele Kinder unter drei Lebensjahren - aufgrund der niederösterreichischen Kindergartenoffensive - betreut werden. Diese könnten trotz Vorbereitung Angst vor "dem großen Mann mit Bart und Mütze" bekommen. Ein weiterer Grund für das Nikolo-Verbot sei, dass bei einzelnen Integrationskindern teilweise nicht eindeutig bekannt sei, welche traumatischen Erfahrungen diese Kinder erfahren hätten. 

Zudem sei kein geeigneter Nikolaus zur Verfügung, der das nötige pädagogische Verständnis habe, der auf die vielen Fragen der Kinder eingehen kann und nicht überfordert wird. Mittlerweile hat sich auch der Bürgermeister der Gemeinde eingeschaltet und eigenhändig einen passenden, erfahrenen Nikolaus organisiert. (siehe weiter unten).

FPÖ: "Bankrotterklärung der Integrationspolitik"

Dennoch wirbelte das zwischenzeitliche Nikolaus-Verbot reichlich Staub auf. Für die örtliche FPÖ sei die ursprüngliche Begründung "eine Bankrotterklärung der Integrationspolitik von ÖVP-Bürgermeister (Christian; Anm.) Bauer". FPÖ-Landesparteisekretär und Landtagsabgeordneter Andreas Bors hat hierzu eine klare Meinung: "Der Nikolaus gehört zu unserer Kultur und zu unserem Brauchtum. Eine Abkehr davon wäre ein Armutszeugnis für unsere christlichen Werte. Ich kann daher nur an den Bürgermeister sowie die Einrichtungen appellieren, unseren Kindern dieses Fest nicht zu nehmen und sie in der Abhaltung bestärken.“ 

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FPÖ-Politiker Andreas Bors

 

Auch FPÖ-Gemeinderat Dr. Michael Witt findet klare Worte: „Die Begründung der Gemeindeführung, wonach es pädagogische Gründe gäbe, die ein Verbot des Nikolos rechtfertigen würden, überschreitet die Grenze zur Absurdität vollends. Seit Generationen werden Kinder vom Nikolaus besucht, dieser ist zu einem Sinnbild für das Gütige, das Barmherzige und Sanfte geworden. Traditionelle Bräuche und Gewohnheiten unseres kulturellen Erbes müssen erhalten bleiben.“ 

Mikl-Leitner appellierte noch 

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) appellierte noch vor rund einer Woche an die niederösterreichischen Kindergärten, Nikolaus- und Adventfeiern abzuhalten. Advent- und Nikolausfeiern würden eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit ausstrahlen, so Mikl-Leitner. 

Bürgermeister rettet Nikolaus-Feier 

„Wir in Fels am Wagram unterstützen natürlich die Bräuche und Traditionen, die vor allem die Adventzeit in unserem Land mit sich bringt. Das gilt für den Adventkranz, das Christkind und natürlich auch für den Nikolaus", so Christian Bauer (ÖVP), Bürgermeister von Fels am Wagram. Als Bürgermeister sei er nicht darüber informiert worden, "dass kein pädagogisch geeigneter Nikolaus gefunden werden konnte und deshalb der heurige Nikolausbesuch im Kindergarten ausfallen sollte". Nachdem Bauer dies jedoch erfahren habe, konnte er einen seit Jahren erfahrenen Nikolaus auftreiben. Laut Bauer sei somit der "morgige Nikolausbesuch im Kindergarten gesichert."

Die Rettung des Nikolo-Festes ist auch sehr zu Freude von LH Mikl-Leitner: „Ich freue mich sehr, dass der heilige Nikolaus morgen auch den Kindergarten in Fels am Wagram besuchen wird. Das Beispiel zeigt: Es gibt vereinzelt Verunsicherungen im Umgang mit unseren Traditionen und Bräuchen. Wir sind eine Gesellschaft, die aufeinander Rücksicht nimmt. Das darf aber nicht dazu führen, dass wir unsere eigenen Traditionen verleugnen, nur weil sie in anderen Kulturkreisen nicht üblich sind." Mit Nikolaus würde die Gesellschaft nicht gespalten, sondern die Gemeinschaft gefördert werden.

"Ich danke allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie allen Pädagoginnen und Pädagogen, die unsere Traditionen hoch halten und Nikolaus-Feiern ermöglichen. Und danke allen, die als Nikolaus im Land unterwegs sind und unseren Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, so Mikl-Leitner. 

Sogar Ministerin schaltet sich ein 

Auch Integrationsministerin Susanna Raab (ÖVP) schaltete sich in die Diskussion ein. „Unser Brauchtum und unsere Traditionen fußen auf gemeinsamen gesellschaftlichen Werten, die wir auch für die Zukunft bewahren wollen. Der heilige Nikolaus gehört jedenfalls dazu und bringt den Kindern darüber hinaus viel Freude und Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Aus meiner Sicht ist der Nikolaus ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Kultur - gerade in den Kindergärten", so Raab. 
 

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