Die FPÖ blieb das ganze Jahr über auf Platz 1 und geht damit als klarer Jahressieger durchs Ziel. Spannender ist allerdings das Rennen um Platz 2 – denn möglicherweise wird das für die Kanzlerfrage entscheidend.
Herbert Kickl kann sich zurücklehnen – und nichts tun: Tatsächlich machte sich der FPÖ-Chef abgesehen von seiner eher rabiaten Österreich-Tour samt Messerschleifern und Schwitzkasten-Angriff auf einen ORF-Satiriker 2023 eher rar.
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Wozu auch sich anstrengen? Das ganze Jahr über konnte die FPÖ Platz 1 behaupten, meistens pendelte man um die 30-%-Marke, aktuell eben bei genau 30 %. Es ist schon über ein Jahr her, dass Kickl im Herbst 2022 die Pole Position von der SPÖ – damals unter Rendi-Wagner - übernahm.
Das sind die besten Aussichten für die Nationalratswahl, die planmäßig im Herbst (gehandelt wird der 29. September) stattfinden soll. Tatsächlich scheint die FPÖ nicht einzuholen zu sein, wie die aktuelle Lazarsfeld-Umfrage für oe24 zeigt (2.000 Befragte vom 11. bis zum 20. 12., max. Schwankung 2,2 %) .
Konkurrenz kommt nicht in die Gänge
Denn die Stärke der Blauen ist die Schwäche der Konkurrenten: Sowohl die SPÖ aber vor allem die Kanzlerpartei ÖVP kommen nicht in die Gänge. Und so gibt es zumindest derzeit gar kein Rennen um Platz 1, zu schwach sind Rot und Schwarz/Türkis.
Gekämpft wird allerdings um Platz 2 – und das kann durchaus entscheidend sein, was die nächste Regierung betrifft, denn: Alle Parteien – auch die ÖVP mit Karl Nehammer – haben ausgeschlossen, Kickl zum Bundeskanzler zu machen. Die SPÖ von Andres Babler hat dazu sogar einen Parteitagsbeschluss, und auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen will keinen Kanzler Kickl.
Der Zweite könnte Erster werden
Bleibt es dabei, könnte der Zweite plötzlich Erster in der Regierung sein, die dann aber wohl aus drei Parteien bestehen müsste.
Konkret hält die SPÖ aktuell bei 25 %, das ist ein Punkt mehr als vor einer Woche – aber eben fünf Punkte von Platz 1 entfernt. Zwar waren die Roten rund um den Chaos-Parteitag von Linz knapp an Kickls Blaue herangerückt, für den Sprung auf Platz 1 hat es aber nicht gereicht.
ÖVP fiel sogar unter 20 %
Dafür konnte die ÖVP Anfang Juni und dann nochmals im Spätsommer an die SPÖ heranrücken, sie einmal sogar überholen. In der ÖVP-Zentrale rechnet man damit, dass der rote Parteichef im Wahlkampf schwächeln könnte oder vielen einfach zu links ist. Mit Platz 2 hofft man den Kanzlersessel halten zu können. Aktuell liegen die Schwarz-Türkisen aber nur auf Platz 3 mit 21 %. Eine Erholung, denn im November war die Kanzlerpartei sogar unter die 20-%-Marke gefallen – was für eine Blamage.
Keiner Zweierkoalition ohne die FPÖ möglich
Klar ist: Zumindest derzeit geht sich ohne FPÖ keine Zweierkoalition aus. Rot-Türkis müssten sich entweder die Neos oder die Grünen ins Boot holen. Beide liegen derzeit ex aequo auf Platz 4 mit jeweils 9 %.